Donnerstag, 22. März 2012

Zenon von Elea

Zenon von Elea war ein griechischer Philosoph, er lebte von etwa 490 v. Chr. in bis 430 v. Chr. Der Vorsokratiker wird aufgrund seiner überzeugenden Beweisführungen  von Aristoteles als Erfinder der  Dialektik (‘Kunst des Argumentierens’) bezeichnet.
Zenon beschäftigte sich vor allem mit dem Problem des Kontinuums, insbesondere dem Verhältnis von Raum, Zeit und Bewegung.
In der Physik wird eine Wertemenge als Kontinuum bezeichnet, wenn mit jedem möglichen Wert auch alle Werte in einer genügend kleinen Umgebung möglich sind. Gegensatz dazu ist ein Wert diskret, wenn außer ihm kein weiterer Wert aus einer genügend kleinen Umgebung möglich ist.
Seine Gedankenexperimente schlugen sich in etlichen Trugschlüssen nieder, mit denen Philosophiedozenten und manche Deutschlehrer ihre Schüler noch heute ärgern:denen zehn indirekt überliefert sind.  Bekannte Beispiele sind Paradoxien der Bewegung:
  • der Trugschluss von Achilles und der Schildkröte, demzufolge ein schneller Läufer einen langsamen Läufer nicht überholen könne, sofern er jenem einen Vorsprung gewähre,
  • der Trugschluss des Nicht-ans-Ziel-kommen-Könnens (Teilungsparadoxon)
    Ein Läufer will eine Strecke positiver Länge zurücklegen. Dazu muss er zunächst die Hälfte dieser Strecke zurücklegen. Und um dies zu erreichen, muss er zuerst die Hälfte der Hälfte, also ein Viertel der Gesamtlänge hinter sich bringen. So erhält man scheinbar unendlich viele Teilstrecken, deren jeweilige Überwindung eine positive, endliche Zeit beansprucht. Infolgedessen muss der Läufer eine unendlich lange Zeit brauchen, um die Gesamtstrecke zurückzulegen.
  • und der Trugschluss des Nicht-Weglaufen-Könnens sowie das Pfeil-Paradoxon und das Stadion-Paradoxon. Weitere sind Zenons Paradoxien der Vielheit und Paradoxon vom Fuder Hirse.
Die Struktur dieser Paradoxien folgt dem Prinzip des indirekten Beweises: zu Beginn wird der zu widerlegende Standpunkt angenommen; aus diesen Annahmen wird dann ein unendlicher Regress konstruiert.
 

Ist ‘alles’  quantifizierbar?

Zenons Argumentation dreht sich in seinen Paradoxien um die Frage, ob die Welt in diskrete Einheiten zerlegbar ist, es also Teilbarkeit gibt, oder ob die Welt tatsächlich eine kontinuierliche Einheit bildet. Die Annahme von Teilbarkeit führt zu dem Problem, dass entweder alles unendlich teilbar ist oder aber es letzte Elementarquanten von Raum und Zeit geben muss.
Zenon setzt in seinen Paradoxien eines von beidem voraus und folgert daraus die Unmöglichkeit von Dingen und Vorgängen, die im Alltag durchaus als möglich erlebt werden. Z.B.. zweifelt niemand ernstlich daran, dass jeder Läufer sein Ziel in einer endlichen Zeitspanne erreichen kann. Zenon diskutiert auf diese Art sowohl den Raum als auch die Bewegung.
Gegen die Paradoxien wurden verschiedenste Argumente vorgebracht, weswegen sie als widerlegt gelten.







Freitag, 16. März 2012

Träume

"O ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, 
in Bettler, wenn er nachdenkt."




Ein Traum ist eine psychische Aktivität während des Schlafes und wird als besondere Form des Erlebens im Schlaf charakterisiert, das häufig von lebhaften Bildern begleitet und mit intensiven Gefühlen verbunden ist, woran sich der Betroffene nach dem Erwachen meist nur bruchstückhft erinnert. Träume werden beschrieben als
  • „bizarre oder halluzinatorische mentale Aktivität (…), die während eines Kontinuums an Schlaf- und Wachstadien einsetzt“,
  • "...Serie von Bildern, die während des Schlafes auftritt und oft verbal berichtet wird“,
  • "ohne jede Funktion",
  • „(…) a form of madness“.
Die Interpretation des Erlebten findet in der „Oneirologie“ (Traumdeutung) statt. Fantasievorstellungen und Imaginationen, die im wachen Bewusstseinszustand erlebt werden, werden als Tagtraum (s.u.) bezeichnet.  
Was wir über das Träumen wissen
Lt. Sigmund Freud sind wir selbst der Urheber unserer Träume - wodurch und unter welchen Voraussetzungen ein bestimmter Traum in uns hervorgerufen wird, ist nicht vollständig erforscht. Durch die Messung von Hirnströmen wurde festgestellt, dass die die während einer Traumphase gemessene Hirnaktivität mindestens der Aktivität im Wachzustand entspricht oder sie bisweilen übertrifft. 
Je nach Dauer des Schlafes tritt mehrmals eine besonders hohe Hirnstromaktivität auf, die zwischen fünf und 65 Minuten anhält. Auch Herz- und Atemfrequenz sowie der Blutdruck nehmen deutlich zu. Wegen der einher gehenden raschen Augenbewegungen bei geschlossenen Lidern nannten Aserinsky und Kleitmann diese Phase deshalb REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement-Sleep, 1953). 


80 bis 85 Prozent der Personen, die während einer solchen REM-Phase geweckt werden, berichten von z.T. komplexen Traumereignissen. Wenngleich Träume auch in allen anderen Schlafphasen auftreten, sie dann oft weniger lebhaft, kürzer oder ähneln eher einer Halluzination. Viele Bewegungen des des Schläfers deuten erstaunlicherweise nicht auf einen lebhaften Traum hin: 


Obwohl ein Traumerlebnis sehr intensiv sein kann, sind Muskelspannung und Sehnenreflex fast nicht mehr messbar, sodass der Mensch in dieser Phase kaum in der Lage ist, sich zu bewegen - Körper liegt wie gelähmt da. Dieser Lähmungsmechanismus stellt eine wichtige Schutzfunktion dar:
eine maximale Ruhigstellung des Körpers verhindert, Schläfer seinen Traum in die Tat umsetzt bzw. durch heftige Bewegungen nachvollzieht und sich dabei verletzt. 



Andere Hypothesen besagen, dass das Gehirn durch den REM-Schlaf reife und verweisen auf den erhöhten REM-Anteil bei Neugeborenen - während andere Wissenschaftler behaupten, der Traum sei bloß ein Überbleibsel aus der Evolution sei und habe damit keinerlei Funktion mehr. Eine Zusammenfassung der neurobiologischen Erkenntnisse über Träume sowie eine Übersicht der verschiedenen Traumtypen bietet Wikipedia an:
Klartraum (Luzider Traum) Traum, in dem Bewusstheit über den Traumzustand herrscht. Trauminhalte können vom Träumer gesteuert werden. In der Tradition des tibetischen Buddhismus wird dies als Traumyoga praktiziert. Ziel ist wie bei allen buddhistischen Praktiken, die Gewahrsamkeit des Geistes zu schärfen und es ins Alltagsbewusstsein einfließen zu lassen. Traumyoga stellt daher eine Ergänzung buddhistischer Meditationspraxis dar, der üblicherweise in weiten Teilen eher unbewusst und ohne die Möglichkeit zur Steuerung abläuft.
Tagtraum Hier: Traum im weiteren Sinne. Subjektiv kann die Unterscheidung zwischen Wachtraum und Nicht-Wachtraum schwerfallen. Absichtlich herbeigeführt ähnelt der Wachtraum einer Meditation und kann auch die erste Phase eines im Wachzustand eingeleiteten Klartraums sein. Unabsichtliches Auftreten hingegen kann auf Müdigkeit, (ggf. unausgelebter) Fantasie und in Extremfällen auch Realitätsflucht hinweisen. Der Klartraum wird manchmal auch als Wachtraum bezeichnet.
Wahrtraum Im Wahrtraum sind „reale“ Ereignisse offensichtlich. Abhängig vom Zeit- und Ortsbezug wird in retrospektiver, prospektiver und telepathischer Wahrtraum unterschieden. Einige Aspekte der Phänomene können wissenschaftlich erklärt werden, andere sind Gegenstand esoterischer und parapsychologischer Diskussionen
Quelle: Wikipedia  
Träume aus christlicher Sicht
Schon in der Bibel dienen Träume als Kommunikations-Instrument Gottes: Der ägyptische Pharao träumt mehrmals von sieben fetten und sieben mageren Kühen und nur der sein jüdischer Sklave Josef ist imstande, den Traum richtig deuten:
Den Ägyptern stehen zunächst sieben guten Jahre bevor - gefolgt von einer ebenfalls sieben Jahre dauernden Hungersnot - Josef rät dem Pharao zur Vorsorge und macht am ägyptischen Königshof Karriere. (Gen 41). Bis heute nehmen gläubige Christen an, dass Gott zu (manchen von) ihnen in Träumen spricht und Ermahnungen, Vorgben, Wegweisungen oder Verheißungen übermittelt. Die Autorin Barbie Breathitt stellt in ihrem Buch Dream Encounters die Beheuptung auf, Christen könnten Zugang zu einer geheimen Traumsprache erlangen, die Gott benutze, um Gläubigen „verborgenes Wissen“ zu eröffnen. 



Durch von Gott in ihren Träumen empfangene  Offenbarungen würden sie in die Lage versetzt, die eigene Bestimmung zu erkennen und ein erfülltes, gottgefälliges Leben zu führen. Hierzu - und darin liegt die mit diesem Buch beschriebene, 'neue' Erkenntnis - seien zuvor Informationen die in den Träumen enthaltenen Informtionen zu entschlüsseln, die Gott in in einem fortschreitenden Offenbarungsprozess enthülle. 


Von Traumdeutung habe ich keinen blassen Schimmer, deshalb gehe ich auf diesen Aspekt nicht weiter ein - plausibel scheint mir dennoch, dass dafür offene Menschen einiges über sich, ihre Persönlichkeit und ihr Leben in Erfahrung bringen können, indem sie sich eingehender mit ihren Träumen beschäftigen. Lediglich die Aussagen Breathitts dem christlichen Glaubensumfeld zuordnen zu wollen, erscheint mir ungewöhnlich - mir war so, als gingen die großen Konfessionen davon aus, Gott habe seine Offenbarungstätigkeit vor vielen Jahren eingestellt. Mehr darüber findet sich in dem Beitrag „Christliche“ Trauminterpretation, der Frau Breathitt zwischen New Age und 'funktionalem Heidentum' einordnet. Dagegen lehre 'die Schrift', dass wir kein „Recht“ auf unser Leben haben und Gott alleine unsere Bestimmung kenne und erfülle...  
Realitätsflucht?
Manche Träume sind sicherlich eine Form der visuellen Verarbeitung von Erlebnissen, die uns emotional berührt haben...manchmal, ohne dass wir uns dessen so wirklich bewusst waren. Freud nahm an, dass Träume auf die Verwirklichung geheimer, oft verdrängter Wünsche abzielen, deren Erfüllung im Wachzustand gesellschaftlich sanktioniert würde. Träumen als einfachste Form der Realitätsflucht. Sicherlich ein denkbarer Anlass für intensive Traumerlebnisse:
Ob wir nun wach sind oder schlafen - unsere Phantasie ermöglicht uns, unerfüllbare Sehnsüchte, Wünsche oder Bedürfnisse imaginär auszuleben und dabei unerwünschte Wirklichkeitsmomente auszublenden. Wer im wachen Zustand 'zu diszipliniert ist' um sich sich Ersatzwirklichkeiten schaffen, träumt sich womöglich in subjektiv erstrebenswerte Rollen hinein oder kommuniziert im Traum mit der ansonsten unerreichbaren, geliebten und begehrten Person. Zur Kompesation einer als frustral erlebten Realität wird eine Umgebung erschaffen, in der sich das eigene Leben leicht und voller Glücksempfindungen präsentiert.. 



Natürlich kennen wir auch unangenehme, erschreckende Träume. So wird auch vermutet, dass „wir träumen, um zu vergessen“ - dar Gehirn werde von überflüssigen, nutzlosen oder gar schädlichen Informationen gereinigt, die es ständig aufnimmt. Welche Instanz aber entscheidet dann, ob eine Information nützlich sein kann - oder es vielleicht noch wird?  


Wanderer zwischen den Welten?
Die Holofeeling-Schriften (Udo Petscher) beschreiben Träume als ein temporäres Eintauchen in eine 'andere Welt', die nicht mehr oder weniger eine Illusion sei als jene, die wir als 'real' wahrnehmen. Insoweit sei die Grenze zwischen Realität keine Frage der Materie: 
 "Wenn Du träumst, erlebst Du ebenfalls eine materialisierte Welt, die sich in nichts von Deiner „realen Welt“ unterscheidet. Dir ist während eines Traums ja nicht bewußt, daß Du Dich nur in einem Schlafzustand befindest. Du wirst darin mit Menschen konfrontiert, die Du eventuell noch nie in Deinem Leben gesehen hast. Wo kommen all diese „fremden Menschen“ denn her? 
Wer bewegt „das Marionettentheater“ Deines Traums? Du kannst Dich im Traum auf einen Stuhl setzen, mit einem Auto fahren und Freude empfinden, aber auch Schmerzen, Angst und Leid. Wenn Du nun schweißge­badet nach einem „Alptraum“ aufwachst, wirst Du Dir denken: „Gott sei dank, es war alles nur ein Traum.“ Warum bist Du Dir so sicher, daß die von Dir „in diesem Augenblick“ empfundene „Realität“ nicht auch nur ein Traum ist? Du hast keine Möglichkeit, diese These zu widerlegen.   Vielleicht wirst Du, wenn Du stirbst, nur wieder wach?" ('Ohrenbarung', Buch 1) 
 Falls unsere Außenwelt wirklich eine Art (von uns selbst, von Gott oder cleveren Aliens) Simulation sein sollte, könnte da etws dran sein. Immerhin hat es doch den Anschein, als könnten wir beide Welten - die Traum- und die 'reale' Welt - nicht willentlich adhoc beeinflussen. Freilich besteht hier ein Unterschied: mit etwas Übung ist es durchus machbar, ds Traumgeschehen aktiv mitzugestalten. Manche Leute genießen es, im (Flug-)Traum dorthin zu schweben, wo sie gerde sein möchten. 
 Nach Petschers Darstellung laufen (sehr vereinfacht ausgedrückt) parallel mehrere 'Sendungen' gleichzeitig ab - und ein Traum entspreche gewissermaßen dem Umschalten von einer Programmfrequenz auf eine andere. Führt man diesen Gedanken fort, könnten auch Reinkarntionen mit einem derartigen Frequenzwechsel verglichen werden. Der Zeitfaktor - die zeitliche Abfolge der einzelnen Lebensspannen - wäre nichts anderes als eine Illusion:
Die anderen Filme laufen, wenn Du hin- und herschaltest, aber nicht zu einer anderen Zeit - also „früher“ - ab, sondern nur auf einer anderen Frequenz.
Blicke in eine Parallelwelt?
In diesem Zusammenhang fällt mir ein Artikel "Sind Träume Einblicke in ein Paralleluniversum?" ein, der auf einer parawissenschaftlichen Webseite veröffentlicht wurde. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass manche Träume Vorkommnisse und Handlungsabläufe beinhalten, die zugleich sehr real wirken und doch sehr 'wirklichkeitsfremd' sind. AndereTräume sind (scheinbar) ohne erkennbaren Bezug zu persönlich Erlebtem. 
Schon der Psychologe spricht von einer 'Parallelwelt', wenn Träume uns der realen Umgebung entfliehen und eine Scheinwirklichkeit errichten lassen (s.o.) - doch davon kann schließlich keine Rede sein, wenn der Träumende sich in völlig fremden Gegenden oder Gebäuden wiederfindet - an Orten, wo er nie gewesen ist - oder mit gänzlich unbeknnten Personen und Handlungen konfrontiert ist, die er nie erlebt hat. 


Die Multiversum-Interpretation entstammt der Quantenmechanik und gründet auf dem Gedanken, das beobachtbare Universum sei "nur ein Teil der gesamten Wirklichkeit, die aus vielen nebeneinander existierenden Welten besteht, in denen beispielsweise quantenmechanische Einzelmessungen andere Resultate ergeben." Der Begriff des Multiversum stehe für eine Vielzahl von nebeneinander existierenden Universen, wobei in einigen von diesen intelligentes Leben möglich sei.
"Sind unsere Träume unser Weg, um mit unseren verschiedenen Ichs dieser verschiedenen Universen zu kommunizieren? Das Vorhandensein von Paralleluniversen wäre zumindest eine schlüssige Erklärung dafür, wieso wir von Handlungen, Entwicklungen und Gegebenheiten träumen, die wir niemals so erlebt haben, die uns aber so vertraut vorkommen, als wären sie ein Teil von uns."
Aus der Zeit, als im Geschichtsunterricht die NS-Zeit behandelt wurde, erinnere ich mich an Träume, in denen die Geschichte anders verlaufen ist - da wurden gleichsam verschiedene Varianten durchgespielt. In einem anderen Traum kamen Mobiltelfone vor, die es damals noch nicht gab...und die geträumten Handys sahen auch völlig anders aus als jene, die ein paar Jahre später aktenkoffergroß auf den Markt kamen. Die Idee, ein Paralleluniversum besucht zu haben, kam mir freilich bis heute nicht. Wissenschaftler sagen, dass im Zweifel die einfachste und naheliegendste Erklärung zu bevorzugen sei - vor diesem Hintergrund erscheint mir die 'Parallelwelt-These' als Erklärungsansatz für bestimmte Traumerlebnisse sehr weit hergeholt. 


Zudem weist sie auch praktische Probleme auf: Warum sollte mein bewusstes Ich in mehreren parallelen Welten zugleich existieren - und zwischen diesen hin- und herspringen? Falls mehr als ein Universum existieren sollte, nehme ich mich icht wichtig genug um zu glauben, dass ich darin ebenfalls eine Rolle zu spielen habe. Wahrscheinlicher erscheint mir, dass sich in einem anderen Universum infolge anders verlaufender Entscheidungsfolgen auch andere Individuen tummeln, die allenfalls vage Ähnlichkeiten zu den hiesigen Lebewesen aufweisen mögen.- 


Für weitaus naheliegender halte ich, dass Träume eine Kontaktaufnahme zwischen unserem Bewusstsein und unserem Un(ter)bewusstsein darstellen, die im Wachzustand nicht in derselben Intensität stattfindet...etwa so werden Träume auch von Jane Rüberts gesehen, allerdings in einem größeren Kontext.



Montag, 12. März 2012

Nag-Hammadi -Schriftensammlung

Wichtige Apokryphen der Gnosis

Bei den Schriften von Nag‐Hammadi handelt es sich um eine Sammlung frühchristlicher Texte vorwiegend gnostischer Ausrichtung.
Sie wurde im Dezember 1945 in der Nähe des ägyptischen Ortes Nag Hammadi von dort lebenden Bauern gefunden. Die meisten dieser Schriften waren bis dahin gar nicht oder nur in Fragmenten bekannt, deshalb wird der Fund neben Qumran als wichtigste Quelle für die Erforschung des frühen Christentums und des Gnostizismus angesehen.
 Die dreizehn in Leder gebundenen Papyrus‐Kodizes enthalten 47 unterschiedliche Texte, von denen einige jedoch mehrfach enthalten sind. Sie stammen aus dem 3. / 4. Jahrhundert, wurden aber vermutlich schon im 1. oder 2. Jahrhundert verfasst. Man geht davon aus, dass die in koptischer Sprache verfassten Texte aus dem Griechischen übersetzt wurden. Mehrere Texte werden oft den Aposteln Jesu zugeschrieben und somit als pseudapostolische Schriften zu den Apokryphen des N.T. gezählt.  

Unvollständige Auflistung der Nag-Hammadi-Schriften

  •  Gebet des Apostels Paulus:
"Dein Licht, laß mir zukommen dein Erbarmen! Mein Erlöser, erlöse mich, denn ich gehöre zu dir; ich bin der, welcher hervorgekommen ist aus dir. Du bist mein Verstand; bringe mich hervor! Du bist mein Schatzhaus; öffne dich für mich! Du bist meine Fülle; nimm mich zu dir! Du bist meine Ruhe; gib mir das Vollkommene, dessen man sich nicht bemächtigen kann! Ich flehe dich an, der du der bist, der ist, und der du der bist, der zuerst existierte in dem Namen, der erhabener ist als alle Namen, durch Jesus Christus, den Herrn der Herren, den König der Äonen: Gib mir deine Gaben, um die es dich nicht reut, durch den Sohn des Menschen, den Geist, den Parakleten der Wahrheit. Gib mir Macht, da ich dich bitte; gib Heilung für meinen Körper, da ich dich bitte durch den Evangelisten; und erlöse meine ewige Lichtseele und meinen Geist. Und den Erstgeborenen des Pleroma der Gnade enthülle ihn meinem Verstand! Gewähre, was kein Engel-Auge gesehen hat und kein Archontenohr gehört hat und was nicht eingegangen ist in das Menschenherz, was entstanden ist in engelhafter Weise und gebildet wurde nach dem Vorbild des psychischen Gottes, als es gebildet wurde am Anfang. Da ich Glauben und Hoffnung habe, füge mir hinzu deine geliebte, auserwählte und gesegnete Größe, den Erstgeborenen, den Erstgezeugten, und das wunderbare Geheimnis deines Hauses! Denn dein ist die Kraft und die Herrlichkeit und das Preisen und die Größe in alle Ewigkeit. Amen."  
'Das ist das Gebet, das sie sprachen: "Wir danken dir: Jede Seele und jedes Herz sind ausgestreckt zu dir, du Name, den man nicht stört, der geehrt ist durch die Benennung 'Gott' und der gepriesen ist durch die Benennung 'Vater'. Denn zu einem jeden und zu all-en kommen die Zuneigung, das Wohlwollen und die Liebe des Vaters und jede Lehre, die es geben mag, die süß und einfach ist und uns den Verstand, das Wort und die Erkenntnis verleiht: den Verstand, damit wir dich verstehen, das Wort, damit wir dich erklären, die Erkenntnis, damit wir dich erkennen.  Wir freuen uns: Wir sind erleuchtet worden durch deine Erkenntnis. Wir freuen uns: Du hast dich uns gezeigt. Wir freuen uns: Während wir in dem Körper sind, hast du uns vergöttlicht durch deine Erkenntnis. Der Dank des Menschen, der zu dir reicht, ist einer: daß wir dich erkennen können. Wir haben dich erkannt, begreifbares Licht. Leben des Lebens, wir haben dich erkannt Mutterschoß von jeglicher Kreatur, wir haben dich erkannt. 
Mutterschoß, der gebiert durch die Natur des Vaters, wir haben dich erkannt. Ewige Beständigkeit des zeugenden Vaters, so haben wir deine Güte verehrt. Es gibt einen einzigen Wunsch, den wir aussprechen: Wir möchten durch die Erkenntnis bewahrt bleiben. Und es gibt eine Bewahrung, die wir erbitten: daß wir nicht straucheln in diesem so beschaffenen Leben." Nachdem sie diese Dinge im Gebet gesagt hatten, küßten sie einander und gingen, um ihre heilige, unblutige Speise zu essen.'"
Anm. Beim Lesen der verlinkten Texte taucht immer wieder der Begriff 'Pleroma' auf. "Das Pleroma (griechisch, "Fülle") ist bei den Gnostikern das Glanz- und Lichtmeer, als Sitz der Gottheit, von wo alles Gute ausströmt. Sehr ähnliche Vorstellungen finden sich unter anderen Begrifflichkeiten im Tengrismus. Das Konzept des Pleroma scheint also ubiquitär (allgegenwärtig) zu sein."

Doketismus

Die in verschiedenen frühchristlichen Gruppen auftretende Lehre des Doketismus beruht auf der Auffassung, alle Materie sei unrein, weshalb Christus, der ewige Logos, keine Stofflichkeit haben könne. 
Der Ursprung dieser Auffassung, die vielleicht schon in den Johannesbriefen bekämpft wird, ist in der Wissenschaft umstritten.

Dem Doketismus können verschiedene Gedankengänge namhafter Gnostiker zugeordnet werden:
  • Von Basilides (um 133) vertrat lt. Irenäus von Lyon die Vorstellung, dass Simon von Cyrene die Gestalt Jesu angenommen und an dessen Stelle am Kreuz gestorben sei, während dieser selbst sich unsichtbar gemacht und als „unkörperliche Kraft“ (virtus incorporalis) zum Vater aufgestiegen sei.
  • Valentinus schrieb: „Jesus aß und trank in einer besonderen Weise, ohne die Speisen wieder auszuscheiden. So groß war die Kraft seiner Fähigkeit, die Ausscheidung zurückzuhalten, dass die Speisen in ihm nicht verdarben, denn er selbst war unverderbbar und ohne Verfall.“
Dr. Jörg Sieger schreibt über diese Lehre:
"Da die Historizität Jesu Christi für die Gestalt des gnostischen Erlösers eher hinderlich als förderlich ist, tritt sie in ... der Gnosis so stark zurück, dass von ihr fast nichts mehr übrig bleibt."
.Es sei für die Gnosis einfach nicht nachvollziehbar, dass eine Verbindung zwischen dem 'Guten Gott' und dieser wahrnehmbaren, durch und durch schlechten, materiellen Welt bestehen könnte. Die Menschwerdung Jesu Christi betrachte die Gnosis, insbesondere aber der Doketismus, als ein "nur scheinbares Gleichwerden Gottes mit den Menschen".

"Dies sind die Wurzeln des sogenannten "Doketismus". ... Christus zeigt sich zwar im Fleisch, er ist aber eigentlich gar kein "Fleischgewordener". Er scheint nur so. Demnach wird der Leib Jesu ganz als Scheinleib gedacht."
Gerade solche Aussagen sind Ansatzpunkte für die großkirchliche Kritik. Im 2. Jahrhundert n. Chr. reagiert die Kirche gerade in diese Richtung besonders antignostisch. Ignatius von Antiochien betont beispielsweise immer wieder ganz besonders, dass Jesus "wirklich fleischgeworden" ist.

Dienstag, 6. März 2012

Sternbilder

Sternbilder lassen sich in nahezu allen Kulturen feststellen und mit Sicherheit bis in die frühen Hochkulturen zurückverfolgen. Meist dienten sie Navigationshilfe - an Land und zur See. Nach und nach wurden sie definiert und dienen der örtlichen Zuordnung und Kartierung des Himmels.

Die Internationale Astronomische Union (IAU) hat die Sternbildgrenzen nach Himmelskoordinaten festgelegt und verwendet sie u. a. zur genäherten Ortsangabe veränderlicher Himmelsobjekte wie Meteore oder Novae. Ähnliche, aber weniger präzise definierte Sternkonstellationen werden als Asterismus bezeichnet; hierzu zählen auch auch die historischen Sternbilder der westlichen Astronomiegeschichte und die Konstellationen anderer Kulturen.

Seit der Jungsteinzeit und insbesondere seit der Antike werden einzelne Sterne am Himmel in Gruppen (Sternbilder) von etwa 5 bis 20 zusammengefasst und als visuelle Einheit betrachtet, der eine mythologische Figur, ein Tier oder ein Gegenstand (z. B. Andromeda, Drache, Schlangenträger usw.) zugeordnet wird. Auch die Bibel erwähnt drei der heute 88 Sternbilder:

"...der die Himmel ausspannt, er allein, und schreitet auf den Wogen des Meeres, der den Großen Bären gemacht hat, den Orion und das Siebengestirn [die Plejaden] und die Kammern des Südens, der so große Dinge tut, dass sie nicht zu erforschen sind, und Wundertaten, dass sie nicht zu zählen sind." (Hiob 9,8-10)



Plejaden mit Reflexionsnebel

Die Plejaden scheinen die Menschen auch früher besonders fasziniert zu haben, sie fanden auch Eingang in Homers Odyssee.

Die Sterne eines Sternbildes haben von der Erde aus betrachtet untereinander relativ geringe Winkelabstände und liegen daher im Sinne der Himmelskoordinaten der sphärischen Astronomie relativ nahe beieinander. Tatsächlich können die bestimmbaren Abstände der Sterne eines Sternbildes von unserem Sonnensystem um ein Vielfaches differieren.

Somit liegen einzelne Sterne eines Sternbildes näher bei unserer Sonne als bei anderen Sternen desselben Sternbildes. Weit von unserem Sonnensystem entfernte Sterne verschiedener Sternbilder können objektiv näher beieinander liegen als die scheinbar einander benachbarten Sterne eines einzigen Sternbildes.

Astronomisch gesehen stehen die Sterne einer solchen Gruppierung in keinem physikalischen Zusammenhang zueinander; dieser stellt sich nur subjektiv für den Beobachter dar. Das Entstehen der Sternbilder, bei denen die Sterne eines Sternbilds am Himmel nahe beieinander zu liegen scheinen, beruht auf einem Projektionseffekt. (vgl. Wikipedia, siehe auch: → Sternbilder der Nordhalbkugel)

Montag, 5. März 2012

Relativismus und Synkretismus


Wer sich auf eine eigenständige Suche nach dem Ursprung, dem Sinn und dem Ziel von Allem begibt, geht ein gewisses Risiko ein, sich aus vielen bestehenden Lehren und Anschauungen jeweils die Rosinen heraus zu picken.

Dieses Risiko halte ich allerdings für kalkulierbar, solange eine Aussage nicht allein deshalb abgelehnt oder ausgeblendet wird, weil sie nicht gefällt oder eine unangenehme Konsequenz impliziert.

Das Attribut 'relativistisch' ist für mich nicht negativ behaftet, weil ich glaube, eines erkannt zu haben:
Es existiert gerade in Bezug auf philosophische Fragestellungen nicht immer und überall nur eine einzige Wahrheit. Es kommt auf die konkrete Fragestellung an, denn manche Fragen lassen sich nun mal nicht mit "Eins oder Null" beantworten.


Wahrheit entsteht für viele von uns aus Wahrnehmung, die nunmal ebenso selektiv wie subjektiv ist.
Ist sie damit auch beliebig? Kann ich 'alles' guten Gewissens für wahr halten, nur weil ich etwas so und nicht nicht anders wahrgenommen habe? Nein, so einfach ist es dann doch nicht.

Andernfalls würde man mich selbst belügen und sähe kaum je einen Anlass, hinter die Fassade der Erscheinungen blicken zu wollen, die mich umgeben.
  • Relativismus bedeutet, daß man die Vorstellung, der Mensch könne absolute Wahrheit erkennen (Absolutismus), verneint oder ihr zumindest kritisch gegenübersteht. Der Relativismus ist verwandt mit dem Skeptizismus, betont er aber besonders, daß Menschen, Dinge, Taten, Geschenisse etc. erst durch ihre Beziehung zu anderem bestimmt werden. 
Der Relativismus ist keine eigenständige philosophische Strömung, sondern eine Denkhaltung, die in der Geschichte der Philosophie immer wieder aufgetreten ist. Sie besagt in der Regel entweder, daß 
  1. nur die Beziehungen der Dinge etc. zueinander erkannt werden können, nicht aber die Dinge etc. selbst, oder 
  2. dass die Wahrheit einer Behauptung relativ sei, nur aus der Sicht eines konkreten Individuums gültig, aus der Sicht eines anderen Erkennenden aber ungültig. Eine relative Wahrheit ist nur innerhalb eines Bezugsrahmens eine Wahrheit, außerhalb dieses Bezugsrahmens eventuell nicht.- 

  • Synkretismus bedeutet die Vermischung religiöser oder philosophischer Anschauungen zu einem neuen System oder Weltbild. Voraussetzung ist, dass diese Ideen oder Philosophien sich zuvor als inhaltlich voneinander unterschieden abgegrenzt haben. In diesem Sinne nimmt Synkretismus die Aspekte unterschiedlicher Religionen bewusst auf und formt sie zu etwas Neuem.
Das Problem, dass dogmatische Ansätze von Religionen bzw. deren Institutionen damit haben, liegt eher selten in konkreten Inhalten begründet. Vielmehr sind sie nicht bereit, auf ihren Absolutheitsanspruch verzichten. 'Wir haben als einzige Recht und alle anderen liegen falsch und sind deshalb Häretiker.'
Würden die großen christlichen Kirchen der Gegenwart heute einräumen, dass bestimmte Ideen der Urchristen (z.B. die Präexistenz der Seele, vermutlich auch die Reinkarnation und eine spezielle Form der Karmalehre) durchaus vertretbar sind, wäre die kategorische Abgrenzung ihrer Lehre von östlichen Philosophien Geschichte...
Die Argumentation gegen diese Ideen ist natürlich "hochkomplex und für Laien kaum zu verstehen"...

Es hat sie immer gegeben und wird sie immer geben - Leute, welche die Gedanken und Überzeugungen anderer dadurch entkräften, indem sie diese in unschön klingende Schubladen stecken, jene '-ismen'.

Fair und zweckmäßig scheint mir dagegen der biblische Ratschlag:
Prüfet alles, das Gute behaltet...

Samstag, 3. März 2012

Feinstofflichkeit

In esotorischen und 'NewAge'-Büchern, teilweise auch zunehmend auch in undogmatischen Betrachtungen zur christlichen Weltanschauung begegnet man dem Begriff der Feinstofflichkeit, dessen Bedeutung zum Gesamtverständnis des dargelegten Weltbildes wesentlich ist. 

Bisweilen wird der menschlichen Seele (genauer dem Seelenkörper) das Merkmal 'feinstofflich' zugeschrieben und auch in der Schilderung von Dimensionen (die über die raumzeitliche, vierdimensionale Vorstellung hinausgehen) ist davon die Rede. 

 Was bedeutet 'feinstofflich' denn nun? 

Lt. Wikipedia handelt es sich dabei um die Vorstellung einer für uns nicht sichtbare Form von Materie („Feinstoff“), welche feiner und beweglicher sei wird als die grobstoffliche Materie, aus der sichtbare Körper bestehen. Feinstoff stehe zwischen Materie und Immateriellem und dient in einigen philosophischen Ansätzen zur Erklärung einer Interaktion zwischen beiden Elementen bzw. der Erklärung nicht-materieller Phänomene überhaupt.        
  • Eine solche Vorstellung findet sich schon bei antiken Philosophen, insbesondere im Platonismus sowie in einigen Texten aus dem Kulturbereich der drei monotheistischen Religionen - z.B. im Gnostizismus und in der Hermetik, daneben auch in östlichen Religionen, v.a. im Hinduismus; auch in den Naturreligionen Polynesiens existierten ähnliche Vorstellungen.
  • In der esoterische Huna-Lehre wird postuliert, dass die gesamte reale Welt von einer feinstofflichen „Aka“ genannten Substanz durchdrungen sei. Aus dieser dem Welt-Äther nicht unähnlichen Aka-Substanz soll eine feinstoffliche Matrix, der sogenannte Schattenkörper bestehen, der wie eine Blaupause jede konkrete Erscheinung abbilde. Dies gelte dabei nicht nur für die physische Erscheinung der Dinge, sondern ebenso für flüchtige Erscheinungen, wie zum Beispiel menschliche Gedanken und Gefühle. Verändere sich nun diese Matrix, dann verändere sich auch die Realität.
  • Anknüpfend an hinduistische und platonische Vorstellungen greifen Autoren der Renaissance und der frühen Neuzeit wird das Konzept feinstofflicher Materie im Spiritismus und in Teilen der Theosophie auf. Hier, in verschiedenen Ansätzen der Esoterik sowie manchen sogenannten Parawissenschaften werden die Begriffe Energie astral und ätherisch teilweise synonym verwendet. Wir begegnen hier der Auffassung, dass buchstäblich alles eine charakteristische Schwingung besitze, wobei die grobstoffliche Materie am niedrigsten schwinge, gefolgt von Feinstoffen bis hin zu Wesenheiten höherer Dimensionen, welche die höchsten Schwingungen besitzen sollen.
  • In der modernen akademischen Philosophie und den Naturwissenschaften wird das Konzept der Feinstofflichkeit abgelehnt - obwohl sie manches scheinbar unerklärliche Phänomen erklärbar werden ließe.Die Idee an sich ist keineswegs veraltet: Teile der Alternativmedizin, Vertreter der Homöopathiebewegung und vor allem der Bach-Blütentherapie berufen sich auf nicht messbare feinstoffliche Inhalte der verfügbaren Medikamente oder Essenzen. Diese Inhaltsstoffe sollen "direkt auf die Seele wirken" können. Auch die ayurvedischen Ernährungslehre kennt eine Ojas genannte feinstoffliche Substanz.
Friedrich Funcke bietet 1921 in seinem nicht nur aus diesem Grund lesenswerten Werk 'Christentum als Weltanschauung' nachfolgende Beschreibung an. 
Damals ging man vielerorts noch von einem weltumspannenden und -durchdringenden Fluidum aus, dem sog Äther - auch wenn diese naturwissenschaftliche Betrachtungsweise inzwischen als überholt angesehen wird, dient Funckes hier auszugsweise wiedergegebene Darstellung eventuell als nützlicher Einstieg, um die Idee von der sog. feinstofflichen Welt zu verstehen:  
 " Der Äther ist doch streng genommen auch nur Theorie, und doch behaupten viele Naturforscher seine Existenz, obwohl sie über seine Beschaffenheit verschiedener Meinung sind und seltsame Behauptungen darüber aufstellen. 
Wenn es jenseits der Atome einen Stoff von ätherischer Feinheit geben kann, so sind auch mehrere Stoffe von verschiedener ätherischer Feinheit möglich, ja sogar so viele Stufen der Feinheit ätherischer Stoffe, als es Stufen der Teilbarkeit des Stoffes gibt. Wie es diesseits der Atome etwa 92 chemische Elemente gibt, soviel bis jetzt bekannt ist, und wie die Atome dieser Elemente eine fast unendliche Anzahl von Verbindungen mit einander eingehen können, so darf man sich jenseits der Atome ähnliche Verhältnisse in der ätherischen Materie denken, und diese ätherischen Elemente können unter sich gerade so verbindungsfähig sein wie die uns bekannten chemischen Elemente. 
[...] Nehmen wir weiter an, diese unsichtbaren ätherischen Stoffe seien gestaltungsfähig wie die sichtbaren groben Stoffe, so hätten wir in der ätherischen Welt ein Abbild oder Gegenstück der stofflichen Welt. 
[...] Wenn es eine solche Welt gibt, so können wir mangels sinnlicher Erfahrung nichts von ihr wissen, und sie wird also wohl immer theoretisch für uns bleiben; sie ist möglich, aber nicht beweisbar. 
[...] Wir wissen heute bestimmt, dass unsere Sinnesorgane nicht die ganze Welt wahrnehmen, sondern nur den Teil von ihr, auf dessen Wahrnehmung sie eingerichtet sind. Die Länge der kürzesten Schwingungswellen wird auf Millionstel von Millimetern berechnet, die Länge der längsten Schwingungswellen beträgt viele Meter. 
Zwischen diesen Extremen liegt eine ganze Welt von Schwingungen mit Wellen von verschiedener Länge.
Ein Mensch mit sechs oder mehr Sinnen könnte einem Menschen mit nur vier oder fünf Sinnen noch so vermitteln wollen von seiner 'reicheren' Welt: er werde nicht verstanden, sondern mit altbekannten Einwände gegen alles, was über das Alltägliche, sogenannte Normale hinausgehen, konfrontiert.       
Ich führe dies an um darauf hinzuweisen, dass man sich auf die Sinne nicht unbedingt verlassen kann. Sie orientieren uns in der Stoffwelt, in welcher wir leben, aber sie genügen nicht, uns über die Welt im Ganzen zu orientieren. Sie zeigen uns nur einen Teil der Welt, und zwar die grobstoffliche Welt; die andere Seite der Welt, ihren ätherischen Teil, zeigen sie uns nicht..." 
„Aber wo ist diese Welt?"
„Sie ist hier und überall, wir sind darin, sie umgibt uns. Sie ist das sogenannte Jenseits, von dem man viel redet und nichts weiss. Das Jenseits ist also kein anderer Ort, irgendwo über den Wolken, wie man bisher meinte, sondern es ist der uns verborgene Teil der Welt."      
Es gibt nur eine Welt, aber diese Welt existiere in verschiedenen Zuständen. Die gesamte Materie im Kosmos existiert nach Funcke in verschiedenen Stufen der Feinheit oder Dichte.
Wir mit unsern groben, schweren Körpern nehmen feste, flüssige und gasförmigen Zustände sowie jene Schwingungen wahr, die in unseren Sinnesorganen die Empfindung von Schall, Wärme, Licht und Elektrizität auslösen. Über den gasförmigen Zustand hinaus verfeinerte, d.h. 'ätherische' Materie und zahllose Schwingungen bilden den uns verborgenen Teil der Welt, die von Funcke noch pauschal als Jenseits charakterisiert. 


Heute wird Feinstofflichkeit auch im Diesseits verortet. 
"Wir leben also zugleich in zwei Welten, von welchen wir aber nur den gröberen Teil wahrnehmen, und nur unter besonderen Umständen haben gewisse Menschen eine Wahrnehmung eines beschränkten Teiles der anderen Welt."      

Unendlichkeit

alpha-Centauri mit Prof. Harald Lesch

Die Frage, ob unser Universum unendlich ist, soll durch das Olberssche Paradoxon beantwirtet sein...doch dieses Gedankengang will mir bis heute noch nicht einleuchten. 


Die Wikipedia -Autoren  veranschaulichen die Überlegung des Astronomen Heinrich Wilhelm Olbers, der diese Fragestellung um 1826 anging, etwa so:


Man stelle die Erde in der Mitte einer Ebene vor. Wäre das Universum in etwa überall gleich aufgebaut [was bekanntermaßen nicht der Fall ist] und unbegrenzt groß, so sähe der Beobachter innerhalb des Abstands r (vergleichbar mit einer Horizontlinie) alle Sterne innerhalb dieses Radius. Dabei nimmt die scheinbare Größe des Himmelskörpers proportional zur Entfernung vom Betrachter ab. Erhöht man diese Sichtlinie um x (r + x), so nimmt die Zahl der Sterne darin quadratisch, also um zu, wobei allerdings die sich darin befindlichen Sterne um die Wurzel von x kleiner wirken. Vergleicht man die „Gesamthelligkeit“ der beiden Radien, stellt man fest, dass beide einander entsprechen. 
Dies bedeutet, dass unabhängig davon, wie weit ein Beobachter auch blicken mag, die kollektive Anzahl an sichtbaren Sternen am Horizont direkt proportional zum Abstand zunehmen würde. Geht man nun auch davon aus, dass das Universum unbegrenzt groß ist und das Licht unbegrenzt Zeit hätte, uns zu erreichen, so würde dies bedeuten, dass es auf der Erde niemals dunkel werden könnte. 


Mein für Ahnungslose vielleicht charakteristischer Einwand: Die Lichtstärke nimmt mit zunehmender Entfernung exponential ab. Vor allem aber ist die sichtbare bzw. leuchtende Materie nicht gleichmäßig verteilt, sondern zwischen den größten bekannten Strukturen - Filamenten, Galaxienhaufen usw. - befinden sich Leerräume, sog. Voids (in denen sich zumindest nichts aufhält, das Licht aussendet) von zig Lichtjahren Durchemsser. 


Folglich, denke ich mir, trifft das Licht der Sterne eines unenendlichen Universums nicht gleichmäßig auf der Erde auf...(?) 






Unendlichkeit hat weit mehr Aspekte als den des Universums. Bezogen auf die Zeit wird für die Idee bzw. das Konzept des Unendlichen auch von Ewigkeit gesprochen. Doch Wie stellt man sich ewiges Leben vor? Als sehr, sehr langen Zeitraum ('Äonen') - oder wirklich unendlich lange? 


Und: lohnt es sich überhaupt, über ewiges Leben nachzudenken?
Vermutlich nur unter der egoistischen, aber wohl verständlichen Annahme, dass wenigstens ein Teil des eigenen Bewusstsein kontinuierlich erhalten bleibt (unabhängig davon, woran wir uns gerade mal erinnern). In diesem Fall würde man wohl von 'Unsterblichkeit' sprechen.
 (Nicht gemeint ist hier wohl die biologische Unsterblichkeit, etwa bei Einzellern oder einfachen mehrzelligen Lebensformen. Wirbellose Seetiere wie Seesterne oder Seeigel altern zwar nicht nicht und haben in Forschungsaquarien schon Generationen von Wissenschaftlern überlebt. Doch selbst diese Lebewesen sterben früher oder später auf 'nicht natürliche Weise'.) 



Wer meint, nur den Alterungsprozess aufhalten zu müssen, um unsterblich zu werden, verfolgt im Grunde das selbe Konzept - aufgrund der Verletzlichkeit unserer menschlichen Physiologie ein fragiler und allenfalls lebensverlängernder Ansatz, der lediglich noch mehr Probleme erzeugt. Ist Unendlichkeit etwas, das allein aus unserem begrenzten Vorstellungsvermögen resultiert - wie in dem u.a. Kurzfilm angedeutet? 


Die allgemeine Definition lässt dies vermuten: "Unendlichkeit (∞) bezeichnet die Negation bzw. Aufhebung von Endlichkeit, weniger präzise auch deren „Gegenteil“. 
 Das Unendliche – im Sinne von: das Nichtendliche – ist der direkten menschlichen Erfahrung unzugänglich und am ehesten mit dem Begriff der unbegrenzten Weite zu assoziieren." 



 Ich halte es für möglich, dass alles Geschehen in so gewaltigen Zyklen verläuft, die wir derzeit bei weitem nicht überschauen können. Damit wäre zwar die Dauer eines Zyklus (z.B. der Lebensdauer eines Universums) endlich, doch würde sich daran ein weiterer Zyklus anschließen. 


 Harald Lesch fasst 'Unendlichkeit' vom Standpunkt der Physik aus zusammen:


   Ist die Physik, solange sie auf Metaphysik 'verzichtet', überhaupt eine geeignete Wissenschaft, um ein Phänomen wie Unendlichkeit zu erfassen? Zur Zeit eher nicht, jedenfalls klammern sich die Anhänger der Urknall-Theorie daran, Alles Was Ist müsse einen Anfang haben...und demzufolge wohl auch ein Ende. Beruhigend, dass auch in dieser strengen Wissenschaft alternative Wege beschritten werden (→"Gibt es mehr als ein Universum?"), die zumindest aufzeigen könnten, dass unser Universum nicht zwangsläufig die Endlichkeit von Allem vorgibt.  

Ist Schrödingers Katze tot?

Grenzkontrolle. Ein Zollbeamter bittet Erwin Schrödinger, den Kofferraum seines PKW zu öffnen. Anschließend wendet er sich erneut an den Wissenschaftler und fragt: “Ist Ihnen bewusst, dass sie eine tote Katze im Kofferraum haben?”
“Ja, jetzt wissen wir es, Idiot!”, beschimpft ihn Schrödinger. 
Tatsächlich gelangte die Versuchsanordnung nie zur Ausführung - auch nicht in einem Kofferraum. 

Doch das Szenario würde Tierschützer empören - sofern es sich um ein reales Experiment handelte:
Man stelle sich eine Kiste vor, in die man nicht hineinsehen kann und aus der keine Geräusche nach außen dringen. In dieser Kiste sitzt eine Katze. Sie ist gesund und munter und ahnt nicht, in welch prekärer Lage sie sich befindet.

Denn neben ihr in der Kiste steht ein physikalischer Apparat, der ihren sicheren Tod bedeutet: Ein radioaktives Präparat wird irgendwann in der nächsten Stunde den Zerfall eines Atoms erleben, man weiß nur noch nicht, wann innerhalb dieser nächsten Stunde. Wenn das Atom zerfällt, wird es über einen Geigerzähler einen elektrischen Impuls auslösen, der einen Hammer auf eine Phiole mit Gift fallen läßt. 


Was nun geschieht, bedeutet für die Katze das Ende: Der Hammer zertrümmert die Phiole, das Gift tritt aus und verdampft, die Katze atmet es ein und stirbt sofort.
Nichts von alledem ist von außen zu sehen, zu hören oder zu fühlen. Kein Beobachter wird somit feststellen können, ob der radioaktive Zerfall im Inneren der Kiste schon stattgefunden hat oder noch zu erwarten ist.
(Radioaktive Elemente besitzen die Eigenschaft, dass ihre Atome nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt zerfallen, sondern nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit innerhalb einer bestimmten Zeitspanne.)


Mit anderen Worten: man kann den Zerfall eines bestimmten Atoms nicht zeitlich vorhersagen, sondern nur davon ausgehen, dass er beispielsweise mit großer Sicherheit in der kommenden Stunde eintritt. 

Was bedeutet dies für die Katze in der Kiste? Während der Stunde, in der der Zerfall eintreten wird, kann kein äußerer Beobachter sagen, ob sie noch lebt oder schon tot ist, denn niemand weiß, wann genau das radioaktive Atom zerfällt.
In gewisser Weise sei die Katze also gleichzeitig lebendig und tot oder keines von beiden, sie befinde sich in einem Mischzustand zwischen Leben und Tod. Selbstverständlich könnte man aber zu jedem Zeitpunkt feststellen, ob die Katze noch lebt oder schon tot ist, indem man die Kiste öffnet und hineinschaut. 


Bis dahin aber stirbt das arme Tier nur nach einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Tierschützer können aufatmen: Es handelt sich hier wirklich nur um ein Gedankenexperiment des Physikers Erwin Schrödinger - es praktisch durchzuführen hätte keinerlei Nutzen ...wie schon dargelegt, würde ein Beobachter lediglich einen eindeutigen Status (ob das Kätzchen noch lebt) feststellen können...das ist aber nicht die Intention des Szenarios.
Vielmehr wollte 
Schrödinger ein fiktives Beispiel geben für die Unsicherheiten bzw. Wahrscheinlichkeiten, die unsere gesamte Welt behaftet ist. Schrödinger war einer der Väter der sogenannten Quantenmechanik, einer Wissenschaft, die die Vorgänge im Bereich des Mikrokosmos experimentell ergründen sowie mathematisch beschreiben und deuten will.  

Innerhalb dieser winzigsten Größenskala läuft für uns Unvorstellbares ab: Da können Teilchen gleichzeitig an verschiedenen Orten sein, sie können sich schneller als mit Lichtgeschwindigkeit über Milliarden von Kilometern Informationen austauschen und aufeinander reagieren oder übergangslos von einem Ort zum anderen springen. 
Mit seinem Katzenbild hat Erwin Schrödinger es verstanden, einen außerordentlich komplizierten Gedankengang so populär darzustellen, dass ihn jeder versteht.  

Vielleicht ist dies der Grund, warum seine Katze so berühmt wurde. 2010 wurde "die Katze" 75 Jahre alt – und sie ist noch immer ein anschauliches Beispiel für die Schwierigkeiten, die jede 'präzise', auf unsere wahrnehmbare Umgebung bezogene Deutung der Quantentheorie – jede Deutung, die die Dinge wirklich erklärt – zu überwinden hat.
Trotz der theoretischen Probleme bietet die Quantenmechanik aber eine Beschreibung der realen Welt, die mit unserer Alltagserfahrung gut vereinbar ist. Freilich gilt sie nur für winzigste Abmessungen; sobald man Größenordnungen betrachtet, wie sie in unserer wahrnehmbaren makroskopischen Welt entsprechen, treten die Regeln der Quantenphysik meist nicht mehr in Erscheinung.  

Die Grundidee der Quantenmechanik geht davon aus, dass alles und jedes - sei es ein Teilchen, das Licht oder eine Kraft - in Wirklichkeit ungewiss ist und dass seine Eigenschaften (etwa Aufenthaltsort und Impuls, d.h. 'Geschwindigkeit') nur durch Wahrscheinlichkeiten ausgedrückt werden können. (vgl. "Schrödingers Katze - Einführung in die Quantenphysik", Brigitte Röthlein)  

Alpha Centauri - 'Ist Schrödingers Katze tot?" 

Auf die Deutung des Experiments und die Diskrepanz zwischen dem gesunden Menschenverstand (der auf alltäglichen Erfahrungen basiert) und den Theorien & Schlussfolgerungen der modernen Naturwissenschaft geht auch Prof. Harald im nachfolgenden Video ein:




Letzte Bearbeitung: Oktober 2021

Dekohärenz

Der Begriff der Kohärenz wird in unterschiedlichsten Zusammenhängen verwendet. Allgemeinsprachlich wird darunter verstanden, dass ein System (auch das gesamte Universum), aber auch ein Modell, Theorie oder Hypothese in sich schlüssig, zusammenhängend und nachvollziehbar ist. Man spricht dann auch von einer 'Sinnkontinuität von Vorstellungen und Wissen als Gefüge von Begriffen und Beziehungen von Begriffen'. (Das Gegenteil hiervon wäre etwa Zusammenhanglosigkeit, etwa wenn Inhalte in unzutreffender Weise miteinander vermischt werden.) 


Nimmt man diesbezüglich eine Einordnung oder Bewertung vor, so werden Kohärenzkriterien in hohem Maße auf der Kausalität (Begründbarkeit durch Ursachen und Wirkungen) aufgestellter Behauptungen und Interpretations-mustern beruhen. In der Philosophie könnte eine Allgemeine Kohärenztheorie dazu genutzt werden, jedes Überzeugungssystem (und davon haben wir heute sehr viele) einschließlich seiner Erklärungskonzeptionen anhand definierter Kriterien auf seine Schlüssigkeit hin zu prüfen, ohne eine zweiwertige Positionierung (richtig oder falsch) einzugehen. Und sogar bei ökonomischen Betrachtungen gibt es spezifische Formen von Kohärenz (z.B. "Kohärenz des Steuersystems").- In der Physik bezeichnet Kohärenz dagegen eine Eigenschaft von Wellen, die 'stationäre (ortsfeste und zeitlich stabile) Interferenzerscheinungen ermöglicht', also die Gesamtheit der Korrelationseigenschaften zwischen Größen eines Wellenfeldes.  


Wieso sieht die Welt so klassisch aus?Man geht bislang davon aus, dass quantenmechanische Effekte nur auf der Ebene subatomarer bis molekularer Größenordnungen auftreten. Die Ursache dafür liegt vor allem in der Dekohärenz - einem Phänomen der Quantenphysik, das zur unvollständigen oder vollständigen Unterdrückung (von Kohärenzeigenschaften) quantenmechanischer Zustände führt.
Platt ausgedrückt, verhindert Dekohärenz verhindert das Auftreten von Quantenparadoxen in unserer Alltagswelt (z.B. dass Schrödingers Katze wirklich zur gleichen Zeit tot und lebendig sein kann). Es ist schließlich schon abstrus genug, dass in der mikroskopischen Welt der Quantenmechanik etliche Phänomene auftreten, die unserem Verstand und unserer Wahrnehmung zu widersprechen scheinen. Dekohärenz beschreibt die ständigen, flüchtigen Interaktionen zwischen einem Objekt und seiner Umgebung, welche das Objekt aus der Vielzahl quantentheoretischer Wahrscheinlichkeiten einen konkreten Zustand auswählen lassen. 



Dekohärenzeffekte ergeben sich also, indem ein zuvor abgeschlossenes System mit seiner Umgebung in Wechselwirkung tritt, wodurch sowohl der Zustand der Umgebung als auch der Zustand des Systems irreversibel verändert werden. Nach der Quantentheorie befindet sich ein Objekt in einer Überlagerung mehrerer möglicher Zustände. Erst durch eine Messung durch einen äußeren Beobachter nimmt es einen definitiven Zustand an. In der Realität gibt es zwar keinen ständigen Beobachter, der alle Objekte in eindeutige Zustände zwingt. Doch interagieren alle Objekte mit ihrer Umwelt, die in quasi als Beobachter fungiert. Auf diese Weise werden bestimmte 'erlaubte Zustände' ausgewählt, wohingegen die paradoxen Quantenzustände sind makroskopischen Objekten nicht zugelassen werden. Siehe auch:
Professor Lesch erklärt Dekohärenz so:

Elementare Bausteine der Materie

Für einen Laien ohne nennenswertes mathematisches Rüstzeug bestehen gewisse Einschränkungen, wenn er den Aufbau der Materie in etwa verstehen und die Funktionsweise der Natur in ihren Grundzügen vage erahnen möchte.  
Doch die intuitive Denkweise einiger Buchautoren hilft interessierten Lesern, die übergeordneten Prinzipien zu erfassen, auf welche sich mathematisch formulierten Naturgesetzen gründen.
Einen roten Faden im Aufbau der Materie und dessen Erforschung vermittelt z.B. das etwas ältere Buch "Der Klang der Superstrings - Einführung in die Natur der Elementarteilchen" von Frank Grotelüschen. 


Wesentliches Forschungsinstrument der 'Teilchenforschung' sind Teilchenbeschleuniger wie der neue LHC in Genf (siehe auch: Dunkle Kräfte, Abenteuer Wissen, zdf). Sein Zweck liegt unter anderem darin, den theoretisch beschriebenen Aufbau der Materie experimentell zu belegen. Speziell die → "Suchmaschine LHC" soll 'neue Teilchen' (z.B. dem so genannten HIGGS-Boson als 'Boten der der Gravitation') aufspüren, die mit den älteren Beschleuniger unerreichbar waren. Die Formulierung einer Theorie über den Aufbau der Materie hat schon sehr viel früher begonnen...


Vom Atom zum Quark

Schon im antiken Griechenland hatte ein Philosoph namens Demokrit die These aufgestellt, Materie müsse aus kleinsten, unsichtbaren Bausteinen aufgebaut sein ("átomos" bedeutet soviel wie unteilbar).


Die Richtigkeit dieser frühen Überlegung erkannten Naturforscher wie John Dalton im 18. Jahrhundert, als sie durch wiederholte Experimenten feststellten: 
Die Stoffe für eine bestimmte chemische Reaktion werden stets im gleichen Mengenverhältnis benötigt: Um etwa aus Wasserstoff- und Sauerstoffgas flüssiges Wasser gewinnen, verbinden sich 1 Liter Sauerstoff immer mit 2 Litern Wasserstoff. Daltons Erklärungsversuch besagte die Existenz kleinster Materieeinheiten: Ein Sauerstoff-Atom und 2 Wasserstoff- Atomen werden zum Wassermolekül H2O. 
Zerlegt man umgekehrt Wasser in seine Einzelelemente, kommen Wasserstoff- und Sauerstoffgas im gleichen Mengenverhältnis 2:1 heraus.
Zu Dalton's Zeit stellten Physiker sich Atome als unteilbare Kügelchen mit einem Durchmesser von gerade mal 10-7 Millimetern vor, die sich durch den Raum bewegen und durch Zusammenstöße zu Molekülen (i.w.S. zwei- oder mehratomige Teilchen, die durch chemische Bindungen zusammen gehalten werden) verschmelzen können.

Aus vierzig bekannten chemischen Elementen, d.h. 40 verschiedenen Atomsorten bauten sich nach ihrer Ansicht alle anderen Stoffe auf; inzwischen kennt das chemische Periodensystem der Elemente mehr als hundert Atomsorten. 


 "Das Atom - kurz und bündig":

Nachdem J.J. Thomson 1897 das Elektron als Träger der elektrischen Ladung identifiziert hatte, sollte dieser Umstand in das Atommodell integriert werden. Wirklichen Erfolg hatte man damit erst 1909 - der Physiker Ernest Rutherford in entwickelte einen Versuch zur Erforschung der neu entdeckten, radioaktiven 'Alphastrahlen':
  • Er schoss die Strahlen auf eine dünne Goldfolie, hinter der einen Zinksulfid-Schirm Nachweisinstrument aufstellte; jedes dort auftreffende Alphateilchen hinterließ einen deutlich sichtbaren Lichtblitz. Zunächst flogen die positiv geladenen Partikel meist geradewegs durch die Folie hindurch, nur einige wenige wurden geringfügig abgelenkt.
  • Dann untersuchte Rutherford, ob Alphateilchen auch von der Goldfolie zurückgeworfen wurden, indem er den 'Detektor' (seinen Zinksulfid-Schirm) nun vor die Folie montierte, Tatsächlich prallte etwa jeder zwanzig-tausendste Partikel von der Folie ab.
Emission eines Alphateilchens (Protonen rot, Neutronen blau)

Nun wurden erste Schlussfolgerungen über den Aufbau eines Atoms möglich: Um die relativ schweren Alpha(α-)teilchen (die später als Helium-4-Atomkern identifiziert wurden, bestehend aus immerhin zwei Protonen und zwei Neutronen) zurückwerfen, bedurfte es einer sehr konzentrierten positiven Ladung - einem 'Ladungskern', rund zehntausend Mal kleiner als das gesamte Goldatom. 
Rutherford zog eine wichtige Folgerung aus dem Abprallen von nur so wenigen α-Teilchen: 

  • Das Atom ist nicht unteilbar, sondern besteht aus einem winzigen, schweren und positiven Kern sowie einer leichten, ausgedehnten Elektronenhülle
  • Unterhalb der Ebene von Atomen mussten noch kleinere Fundamentalbausteine existieren. gestoßen - schließlich ist es aus kleineren Teilchen zusammengesetzt.

 Der dänische Physiker Niels Bohr entwickelte aus dieser Vorstellung das Bohrsche Atommodell: Die Elektronen umkreisen in festgelegten Umlaufbahnen den Kern - ähnlich wie Planeten um die Sonne. Wechseln sie von einer Bahn auf eine andere 'Elektronenschale' und geben dabei Strahlung ab, nennt er dies Quantensprung. Später wurde das Modell erneut zum Kugelwolkenmodell verfeinert, mit dem bis heute viele Phänomene wie Atombindung und Molekülbau vereinfacht erklärt werden: Die Elektronen haben darin nicht den Charakter winziger 'Planeten', sondern bilden eine diffuse 'Elektronenwolke' - gleichsam ein "Aufenthaltsraum" für die Elektronen, in dem diese sich bewegen, wobei weder ihre genaue Position noch eine bestimmte Geschwindigkeit ermittelt werden kann. Diese Unbestimmtheit von Teilchen (und Wellen) ist eine grundlegende Eigenschaft der Quantentheorie. 'Nach außen hin' nimmt die Größe der Elektronenschalen zu, deshalb passen immer mehr Elektronenwolken auf eine Schale (die Anzahl Elektronen, die in der n-ten Schale Platz haben, berechnen sich nach der Formel 2×n²:
  1. Schale (K-Schale) = 2 Elektronen = 1 Elektronenwolke
  2. Schale (L-Schale) = 8 Elektronen = 4 Elektronenwolken
  3. Schale (M-Schale) = 18 Elektronen = 9 Elektronenwolken
  4. Schale (N-Schale) = 32 Elektronen = 16 Elektronenwolken
Im Wasserstoffatom hat erste Schale hat nur eine Kugelwolke,
die zentrisch um den Kern angeordnet ist.

Sauerstoffatom: In der zweiten Schale gibt es vier Kugelwolken,
 die zusammen 6 Elektronen aufnehmen.


Die nächste Komplexitätsstufe war das Orbitalmodell, in welchem keine Kreis- oder sonstigen Bahnen von Elektronen mehr existieren wie im Atommodell von Bohr. Die Quantenmechanik hatte inzwischen gezeigt, dass kein genauer Aufenthaltsort der Elektronen beschrieben werden kann - sondern nur als Aufenthalts-Wahrscheinlichkeitsdichte in Form einer stochastischen Verteilungsfunktion darstellbar ist (...die → bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation hat für Nicht-Mathematiker schon etwas Verschreckendes).
Aufenthalts-wahrscheinlichkeitsdichte der 1. und 2. Elektronenschale
Nicht nur die Atomhülle, sondern auch der so viel kleinere Atomkern war Gegenstand detaillierter Untersuchungen. Wie James Chadwick 1932 entdeckte, befinden sich im Zentrum des Atoms neben den positiv geladenen Protonen (Wasserstoffkernen) auch die elektrisch neutralen Neutronen - zusammen werden sie auch Nukleonen genannt. Der Kerndurchmesser liegt nur bei etwa 1/10.000 bis 1/100.000 des Durchmessers der Elektronenhülle, konzentriert aber über 99,9 % der Masse des Atoms in sich.
Schematische Darstellung des Atoms. Nicht maßstäblich.
[Die Arbeit, die aufgewandt werden müsste, um den Kern in seine einzelnen Nukleonen zu zerlegen, wird Bindungsenergie genannt. Sie ist für den Weg vom 'unteilbaren Atom der alten Griechen bis zu den Quarks nicht weiter relevant - ihre Erforschung ermöglichte aber die Entfesselung der Verschiedenen Kernspaltungs-Kettenreaktion, die sehr bald sowohl friedliche als auch militärische Anwendung fanden] 


"Physik war so einfach wie nie zuvor", denn für kurze Zeit bestand die Welt aus nur drei Bausteinen:
  • Neutronen und Protonen bilden die verschiedensten Kerne, Elektronen bauen die jeweils passende Hülle auf - und Kern und Hülle fügen sich zu dem insgesamt ladungs-neutralen Atom. 
  • Aus drei Elementarteilchen ließen sich die mehr als hundert chemischen Elemente kombinieren ... ein perfektes Weltbild. 

Dieser Zustand dauerte jedoch nur bis in die 1940er Jahre, wo neue Experimentiertechniken entwickelt wurden, dann machten neuartige empfindliche Spezialfilme die eingehende Untersuchung der kosmischen Strahlung möglich, die alles verkomplizierte: 'Irgendwo' im Universum werden Teilchen wie Wasserstoffkerne bis fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Wenn kosmische Strahlung auf die Erdatmosphäre trifft, stoßen diese 'hochenergetischen Protonen' mit Luftmolekülen zusammen. 


Durch diesen fatalen Kollisionen werden Atomkerne zertrümmert und es entstehen neue, kurzlebige Teilchen. Diese Teilchen wurden nun mit den neuen Spezialfilmen registriert: instabile Partikel, die in Sekundenbruchteilen in andere Teilchen zerfallen. Ende der fünfziger Jahre kannte man über zweihundert verschiedene Partikel, die alsbald auch 'Teilchenzoo' bezeichnet wurden.
Auch wenn sie durch ihre Instabilität ohne Bedeutung 
im Alltag waren - ihre Existenz konnte man kaum ignorieren. Unsicherheit kam auf, denn eine Weile wusste niemand mit Sicherheit, ob ein bestimmter 'Zooinsasse' ein wirklich unteilbares Elementarteilchen (=nicht weiter zerlegbare Bausteine) darstellt oder nur eine exotische Übergangsform mit Halbwertzeiten im Bereich von Millisekunden. 


Dagegen sind die 'echten' Elementarteilchen unglaublich stabil: Experimente am Super-Kamiokande Detektor in Japan deuten darauf hin, dass die Halbwertzeit von Protonen bei mehr als 1035 Jahren liegt...also weit aus größer ist als das bisherige Alter unseres Universums!


Das Standardmodell - ein „Bausatz“ des Universums

Um Ordnung in den Teilchenzoo zu bringen, entwickelte Murray Gell-Mann, eine neue Theorie: Er ging davon aus, dass sich sämtliche Zooteilchen aus nur drei Grundbausteinen zusammensetzen - den Quarks.
Damit gelang ihm ein regelrechter Befreiungsschlag: Nachdem die Quark-Hypothese auch durch Experimente bestätigt worden war, blieben noch drei Quarks und die Elektronen als Elementarbausteine der Materie. 



Genau genommen gibt es sechs verschiedene Quarks, die wichtigsten heißen Up und Down; sie bilden Protonen und Neutronen. Die anderen Quarks sind schwerer und haben nur kurze Lebensdauern. Sie wandeln sich in die beiden leichteren Quarks um. Quarks werden nach 'Farbladungen' unterschieden. Diese haben nichts mit Farben zu tun, sondern werden der besseren Anschaulichkeit wegen nach Farben benannt Teilchen sind jedoch bestrebt, keine Farbladung zu haben, - einzelne Quarks trifft man insoweit nicht an; sie kommen gewöhnlich nur in Zweier- oder Dreierkombinationen vor. Die 'Summe' ihrer Farbladungen wird (analog zu Licht verschiedener Wellenlängen) weiß.
Proton, bestehend aus 2 up-Quarks und einem down-Quark
Mit Hilfe der Quarks und einigen weiteren Teilchen lässt sich das Standardmodell der Elementarteilchenphysik recht gut beschreiben. Grundbausteine der Materie in diesem Standardmodell sind:
  • sechs Quarks, Ihnen werden über 99,9 Prozent Masse von Materie zugeschrieben
  • sechs Leptonen, zu denen das Elektron gezählt wird: Die Leptonen (~'Leichtgewichte') - das Elektron mit seinen schweren 'Verwandten' Myon und Tau sowie drei Neutrino-Varianten - bilden nur einen winzigen Anteil der Masse von Materie.
  • die Eichbosonen Sie übertragen die verschiedenen Kräfte, übermitteln also die Wechselwirkung zwischen den verschiedenen (Materie-)Teilchen. Deshalb werden sie oft auch als Austausch- oder Trägerteilchen, Kraftteilchen. Die Physik ist nun bemüht, jeder der vier Grundkräfte wenigstens ein Wechselwirkungs-Teilchen zuzuordnen.
 Eichboson(en) Anzahl Wechselwirkung Materieteilchen
Gluonen    8 starke Wechselwirkung Quarks
W+-, W-- und Z0- Boson    3 schwache Wechselwirkung Quarks,Leptonen
Photon    1 elektromagnetische Wechselwirkung Quarks,Leptonen (ohne Neutrinos)
(Graviton)    1
Gravitation

Quarks,Leptonen, hyp: Dunkle Materie
Quelle: Wikipedia

  • Als weiteres, hypothetisches Eichboson wird das Graviton als Trägerteilchen der Gravitationskraft angenommen, es ist aber bis heute nicht durch Experiment nachgewiesen. Einige seiner Eigenschaften (Ausbreitungsgeschwindigkeit, Masselosigkeit) entsprechen denen eines Photons.
  • Ebenso ist das → Higgs-Boson ein bislang nicht nachgewiesenes Elementarteilchen, das aber im Standardmodell vorausgesagt wird. Es spielt eine besondere Rolle, da es den übrigen, zunächst prinzipiell masselosen Elementarteilchen eine Masse verleihen soll. (Träge Masse ist in diesem Modell keine grundlegende Eigenschaft der Elementarteilchen, sondern entsteht erst durch eine Wechselwirkung mit dem Higgs-Feld oder – im Falle der massiven Eichbosonen durch den Higgs-Mechanismus.)
Zählt man die hypothetischen Teilchen nicht mit, kommt man auf 12 elementare Bausteine - sechs Quarks und sechs Leptonen Das Standardmodell geht jedoch von insgesamt 24 Grundbausteinen aus, um die die Existenz von Antimaterie einzubeziehen - zu jedem Teilchen existiert eine spiegelverkehrte Variante (Antiteilchen).
Elementarteilchen des Standardmodells
Nachdem die Bausteine jedes Atomkerns - Protonen und Neutronen - aus 'Up-Quarks' und 'Down-Quarks' aufgebaut sind, und der Atomkern von Elektronen umhüllt ist, besteht die normale Materie um uns herum aus nur drei Grundteilchen (auch Fermionen genannt). Die übrigen im Standardmodell verzeichneten Fundamentalteilchen sind instabil; sie entstehen nur unter Extrembedingungen und für Sekundenbruchteile.
  

Klassen bekannter Naturkräfte

Das Standardmodell kennt vier verschiedene Kräfte, d.h. die Wechselwirkungen zwischen diesen 24 Teilchen: 
  • Der Gravitation unterliegen zwar alle Elementarteilchen; man lässt sie in der Teilchenphysik wegen ihrer geringen Stärke jedoch meist außer Betracht. Einige Elementarteilchen unterliegen zudem einigen oder übrigen drei Wechselwirkungen; beschrieben wird dies durch die Ladungen:
  • Farbladung (starke Wechselwirkung)
  • Schwache Ladung (schwache Wechselwirkung)
  • Elektrische Ladung (elektromagnetische Wechselwirkung)
(Diese Grundkräfte der Physik näher zu erläutern, würde an dieser Stelle zu weit führen - umfassendere Erläuterungen der vier Naturkräfte sind jeweils verlinkt):
  • Gravitationsfelder beeinflussen alle Teilchen und Wellen (auch das Licht). Diese nachgewiesen Beeinflussung wird allgemein als Gravitation bezeichnet; Schwerkraft ist der Einfluss, den die Erde auf uns ausübt. Gravitation bestimmt die großräumige Verteilung der Masse im Universum. Sie ist zwar im Vergleich zu den übrigen Wechselwirkungen ungemein schwach, aber ihre Reichweite der ist unbegrenzt und sie lässt sich nicht abschirmen (sondern nur kompensieren).
  • Die elektromagnetischen Wechselwirkungen sind für alle chemischen und biologischen Vorgänge verantwortlich, doch zwischen großen Körpern heben sie sich auf. Nach dem Modell von James C. Maxwell verhalten sich die elektrische und magnetische Kraft beide wie die Gravitation - wirken aber nur auf Teilchen mit einer elektrischen Ladung: Zwei gleiche elektrische Ladungen oder Magnetpole stoßen sich ab, während ungleiche Ladungen oder Pole sich anziehen. Im Gegensatz dazu addieren sich bei den Gravitationskräften alle Teilbeträge auf.
  • Die Schwache Kernkraft verursacht bestimmte Arten der Radioaktivität und spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Elementen in Sternen und im frühen Universum. Im Alltag tritt sie nicht in Erscheinung.
  • Starke Kernkraft bindet die Protonen und Neutronen innerhalb eines Atoms. Außerdem hält sie die Protonen und Neutronen selbst zusammen, was notwendig ist, weil diese Teilchen aus noch winzigeren Teilchen bestehen, den bereits erwähnten Quarks. Auch mit ihr haben wir keine unmittelbare Berührung.
Während nach den klassischen Theorien Kräfte von Feldern übertragen wurden, hat sich inzwischen Vorstellung durchgesetzt, dass die o.a. Eichbosonen (kräftetragende 'Botenteilchen') sich in sehr hoher Geschwindigkeit zwischen den Materiepartikeln hin und her bewegen und die Kräfte zwischen ihnen übertragen:
  • Bei der elektromagnetischen Kraft fungieren Lichtteilchen (Photonen) als Überbringer der Nachricht, ob und wie stark sich zwei Partikel anziehen oder abstoßen sollen.
  • Bei der starken Kraft sorgen 'Gluonen' (engl. glue, = Leim) für eine unvorstellbare Haftwirkung zwischen den Quarks.
  • Die schwache Kraft wird von sogenannten Vektorbosonen übermittelt.
Diese Botenteilchen, um 1983 tatsächlich nachgewiesen, haben den Charakter 'virtueller Teilchen' - sie existieren nur so lange, wie sie brauchen, um ihre Nachricht von einem Materieteilchen zu einem anderen zu bringen. 
  

Ein endgültiges Modell?

Damit ist das Standardmodell in sehr groben Zügen umschrieben - besitzt die Physik damit die definitive Theorie vom Mikrokosmos? Derzeit noch nicht, denn eine Reihe wichtiger Fragen ist unbeantwortet:
  • Existiert das Higgs-Boson wirklich und hat es die vorhergesagten Eigenschaften?
  • Warum haben die fundamentalen Wechselwirkungen so unterschiedliche Stärken?
  • Was ist mit der Gravitation und den Gravitonen als ihrem 'Botenteilchen'?
  • Woher kommt die beobachtete Asymmetrie zwischen Materie und Antimaterie im Universum?
  • Mindestens 18, wenn nicht sogar 26 freie Parameter ("Naturkonstanten") sind Teil des Standardmodells; sie werden aber nicht theoretisch auf einen bestimmten Wert festgelegt, sondern müssen durch Messung bestimmt werden. Existiert eine übergeordnete Theorie, die weitergehende Vorhersagen zulässt - sodass deutlich weniger Messungen erforderlich wären? Lassen diese sich aus einer allgemeineren Theorie vorhersagen?
Schon diese Fragen verdeutlichen, dass die Physik keinesfalls an ihrem Ziel angelangt - oder negativ ausgedrückt am Ende - ist. (→ "Aus! ... Die Physik steckt in der Krise", ZEIT online - 2008)

Alpha Centauri: Was sind Quarks?