Samstag, 3. März 2012

Feinstofflichkeit

In esotorischen und 'NewAge'-Büchern, teilweise auch zunehmend auch in undogmatischen Betrachtungen zur christlichen Weltanschauung begegnet man dem Begriff der Feinstofflichkeit, dessen Bedeutung zum Gesamtverständnis des dargelegten Weltbildes wesentlich ist. 

Bisweilen wird der menschlichen Seele (genauer dem Seelenkörper) das Merkmal 'feinstofflich' zugeschrieben und auch in der Schilderung von Dimensionen (die über die raumzeitliche, vierdimensionale Vorstellung hinausgehen) ist davon die Rede. 

 Was bedeutet 'feinstofflich' denn nun? 

Lt. Wikipedia handelt es sich dabei um die Vorstellung einer für uns nicht sichtbare Form von Materie („Feinstoff“), welche feiner und beweglicher sei wird als die grobstoffliche Materie, aus der sichtbare Körper bestehen. Feinstoff stehe zwischen Materie und Immateriellem und dient in einigen philosophischen Ansätzen zur Erklärung einer Interaktion zwischen beiden Elementen bzw. der Erklärung nicht-materieller Phänomene überhaupt.        
  • Eine solche Vorstellung findet sich schon bei antiken Philosophen, insbesondere im Platonismus sowie in einigen Texten aus dem Kulturbereich der drei monotheistischen Religionen - z.B. im Gnostizismus und in der Hermetik, daneben auch in östlichen Religionen, v.a. im Hinduismus; auch in den Naturreligionen Polynesiens existierten ähnliche Vorstellungen.
  • In der esoterische Huna-Lehre wird postuliert, dass die gesamte reale Welt von einer feinstofflichen „Aka“ genannten Substanz durchdrungen sei. Aus dieser dem Welt-Äther nicht unähnlichen Aka-Substanz soll eine feinstoffliche Matrix, der sogenannte Schattenkörper bestehen, der wie eine Blaupause jede konkrete Erscheinung abbilde. Dies gelte dabei nicht nur für die physische Erscheinung der Dinge, sondern ebenso für flüchtige Erscheinungen, wie zum Beispiel menschliche Gedanken und Gefühle. Verändere sich nun diese Matrix, dann verändere sich auch die Realität.
  • Anknüpfend an hinduistische und platonische Vorstellungen greifen Autoren der Renaissance und der frühen Neuzeit wird das Konzept feinstofflicher Materie im Spiritismus und in Teilen der Theosophie auf. Hier, in verschiedenen Ansätzen der Esoterik sowie manchen sogenannten Parawissenschaften werden die Begriffe Energie astral und ätherisch teilweise synonym verwendet. Wir begegnen hier der Auffassung, dass buchstäblich alles eine charakteristische Schwingung besitze, wobei die grobstoffliche Materie am niedrigsten schwinge, gefolgt von Feinstoffen bis hin zu Wesenheiten höherer Dimensionen, welche die höchsten Schwingungen besitzen sollen.
  • In der modernen akademischen Philosophie und den Naturwissenschaften wird das Konzept der Feinstofflichkeit abgelehnt - obwohl sie manches scheinbar unerklärliche Phänomen erklärbar werden ließe.Die Idee an sich ist keineswegs veraltet: Teile der Alternativmedizin, Vertreter der Homöopathiebewegung und vor allem der Bach-Blütentherapie berufen sich auf nicht messbare feinstoffliche Inhalte der verfügbaren Medikamente oder Essenzen. Diese Inhaltsstoffe sollen "direkt auf die Seele wirken" können. Auch die ayurvedischen Ernährungslehre kennt eine Ojas genannte feinstoffliche Substanz.
Friedrich Funcke bietet 1921 in seinem nicht nur aus diesem Grund lesenswerten Werk 'Christentum als Weltanschauung' nachfolgende Beschreibung an. 
Damals ging man vielerorts noch von einem weltumspannenden und -durchdringenden Fluidum aus, dem sog Äther - auch wenn diese naturwissenschaftliche Betrachtungsweise inzwischen als überholt angesehen wird, dient Funckes hier auszugsweise wiedergegebene Darstellung eventuell als nützlicher Einstieg, um die Idee von der sog. feinstofflichen Welt zu verstehen:  
 " Der Äther ist doch streng genommen auch nur Theorie, und doch behaupten viele Naturforscher seine Existenz, obwohl sie über seine Beschaffenheit verschiedener Meinung sind und seltsame Behauptungen darüber aufstellen. 
Wenn es jenseits der Atome einen Stoff von ätherischer Feinheit geben kann, so sind auch mehrere Stoffe von verschiedener ätherischer Feinheit möglich, ja sogar so viele Stufen der Feinheit ätherischer Stoffe, als es Stufen der Teilbarkeit des Stoffes gibt. Wie es diesseits der Atome etwa 92 chemische Elemente gibt, soviel bis jetzt bekannt ist, und wie die Atome dieser Elemente eine fast unendliche Anzahl von Verbindungen mit einander eingehen können, so darf man sich jenseits der Atome ähnliche Verhältnisse in der ätherischen Materie denken, und diese ätherischen Elemente können unter sich gerade so verbindungsfähig sein wie die uns bekannten chemischen Elemente. 
[...] Nehmen wir weiter an, diese unsichtbaren ätherischen Stoffe seien gestaltungsfähig wie die sichtbaren groben Stoffe, so hätten wir in der ätherischen Welt ein Abbild oder Gegenstück der stofflichen Welt. 
[...] Wenn es eine solche Welt gibt, so können wir mangels sinnlicher Erfahrung nichts von ihr wissen, und sie wird also wohl immer theoretisch für uns bleiben; sie ist möglich, aber nicht beweisbar. 
[...] Wir wissen heute bestimmt, dass unsere Sinnesorgane nicht die ganze Welt wahrnehmen, sondern nur den Teil von ihr, auf dessen Wahrnehmung sie eingerichtet sind. Die Länge der kürzesten Schwingungswellen wird auf Millionstel von Millimetern berechnet, die Länge der längsten Schwingungswellen beträgt viele Meter. 
Zwischen diesen Extremen liegt eine ganze Welt von Schwingungen mit Wellen von verschiedener Länge.
Ein Mensch mit sechs oder mehr Sinnen könnte einem Menschen mit nur vier oder fünf Sinnen noch so vermitteln wollen von seiner 'reicheren' Welt: er werde nicht verstanden, sondern mit altbekannten Einwände gegen alles, was über das Alltägliche, sogenannte Normale hinausgehen, konfrontiert.       
Ich führe dies an um darauf hinzuweisen, dass man sich auf die Sinne nicht unbedingt verlassen kann. Sie orientieren uns in der Stoffwelt, in welcher wir leben, aber sie genügen nicht, uns über die Welt im Ganzen zu orientieren. Sie zeigen uns nur einen Teil der Welt, und zwar die grobstoffliche Welt; die andere Seite der Welt, ihren ätherischen Teil, zeigen sie uns nicht..." 
„Aber wo ist diese Welt?"
„Sie ist hier und überall, wir sind darin, sie umgibt uns. Sie ist das sogenannte Jenseits, von dem man viel redet und nichts weiss. Das Jenseits ist also kein anderer Ort, irgendwo über den Wolken, wie man bisher meinte, sondern es ist der uns verborgene Teil der Welt."      
Es gibt nur eine Welt, aber diese Welt existiere in verschiedenen Zuständen. Die gesamte Materie im Kosmos existiert nach Funcke in verschiedenen Stufen der Feinheit oder Dichte.
Wir mit unsern groben, schweren Körpern nehmen feste, flüssige und gasförmigen Zustände sowie jene Schwingungen wahr, die in unseren Sinnesorganen die Empfindung von Schall, Wärme, Licht und Elektrizität auslösen. Über den gasförmigen Zustand hinaus verfeinerte, d.h. 'ätherische' Materie und zahllose Schwingungen bilden den uns verborgenen Teil der Welt, die von Funcke noch pauschal als Jenseits charakterisiert. 


Heute wird Feinstofflichkeit auch im Diesseits verortet. 
"Wir leben also zugleich in zwei Welten, von welchen wir aber nur den gröberen Teil wahrnehmen, und nur unter besonderen Umständen haben gewisse Menschen eine Wahrnehmung eines beschränkten Teiles der anderen Welt."      

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