Montag, 12. März 2012

Nag-Hammadi -Schriftensammlung

Wichtige Apokryphen der Gnosis

Bei den Schriften von Nag‐Hammadi handelt es sich um eine Sammlung frühchristlicher Texte vorwiegend gnostischer Ausrichtung.
Sie wurde im Dezember 1945 in der Nähe des ägyptischen Ortes Nag Hammadi von dort lebenden Bauern gefunden. Die meisten dieser Schriften waren bis dahin gar nicht oder nur in Fragmenten bekannt, deshalb wird der Fund neben Qumran als wichtigste Quelle für die Erforschung des frühen Christentums und des Gnostizismus angesehen.
 Die dreizehn in Leder gebundenen Papyrus‐Kodizes enthalten 47 unterschiedliche Texte, von denen einige jedoch mehrfach enthalten sind. Sie stammen aus dem 3. / 4. Jahrhundert, wurden aber vermutlich schon im 1. oder 2. Jahrhundert verfasst. Man geht davon aus, dass die in koptischer Sprache verfassten Texte aus dem Griechischen übersetzt wurden. Mehrere Texte werden oft den Aposteln Jesu zugeschrieben und somit als pseudapostolische Schriften zu den Apokryphen des N.T. gezählt.  

Unvollständige Auflistung der Nag-Hammadi-Schriften

  •  Gebet des Apostels Paulus:
"Dein Licht, laß mir zukommen dein Erbarmen! Mein Erlöser, erlöse mich, denn ich gehöre zu dir; ich bin der, welcher hervorgekommen ist aus dir. Du bist mein Verstand; bringe mich hervor! Du bist mein Schatzhaus; öffne dich für mich! Du bist meine Fülle; nimm mich zu dir! Du bist meine Ruhe; gib mir das Vollkommene, dessen man sich nicht bemächtigen kann! Ich flehe dich an, der du der bist, der ist, und der du der bist, der zuerst existierte in dem Namen, der erhabener ist als alle Namen, durch Jesus Christus, den Herrn der Herren, den König der Äonen: Gib mir deine Gaben, um die es dich nicht reut, durch den Sohn des Menschen, den Geist, den Parakleten der Wahrheit. Gib mir Macht, da ich dich bitte; gib Heilung für meinen Körper, da ich dich bitte durch den Evangelisten; und erlöse meine ewige Lichtseele und meinen Geist. Und den Erstgeborenen des Pleroma der Gnade enthülle ihn meinem Verstand! Gewähre, was kein Engel-Auge gesehen hat und kein Archontenohr gehört hat und was nicht eingegangen ist in das Menschenherz, was entstanden ist in engelhafter Weise und gebildet wurde nach dem Vorbild des psychischen Gottes, als es gebildet wurde am Anfang. Da ich Glauben und Hoffnung habe, füge mir hinzu deine geliebte, auserwählte und gesegnete Größe, den Erstgeborenen, den Erstgezeugten, und das wunderbare Geheimnis deines Hauses! Denn dein ist die Kraft und die Herrlichkeit und das Preisen und die Größe in alle Ewigkeit. Amen."  
'Das ist das Gebet, das sie sprachen: "Wir danken dir: Jede Seele und jedes Herz sind ausgestreckt zu dir, du Name, den man nicht stört, der geehrt ist durch die Benennung 'Gott' und der gepriesen ist durch die Benennung 'Vater'. Denn zu einem jeden und zu all-en kommen die Zuneigung, das Wohlwollen und die Liebe des Vaters und jede Lehre, die es geben mag, die süß und einfach ist und uns den Verstand, das Wort und die Erkenntnis verleiht: den Verstand, damit wir dich verstehen, das Wort, damit wir dich erklären, die Erkenntnis, damit wir dich erkennen.  Wir freuen uns: Wir sind erleuchtet worden durch deine Erkenntnis. Wir freuen uns: Du hast dich uns gezeigt. Wir freuen uns: Während wir in dem Körper sind, hast du uns vergöttlicht durch deine Erkenntnis. Der Dank des Menschen, der zu dir reicht, ist einer: daß wir dich erkennen können. Wir haben dich erkannt, begreifbares Licht. Leben des Lebens, wir haben dich erkannt Mutterschoß von jeglicher Kreatur, wir haben dich erkannt. 
Mutterschoß, der gebiert durch die Natur des Vaters, wir haben dich erkannt. Ewige Beständigkeit des zeugenden Vaters, so haben wir deine Güte verehrt. Es gibt einen einzigen Wunsch, den wir aussprechen: Wir möchten durch die Erkenntnis bewahrt bleiben. Und es gibt eine Bewahrung, die wir erbitten: daß wir nicht straucheln in diesem so beschaffenen Leben." Nachdem sie diese Dinge im Gebet gesagt hatten, küßten sie einander und gingen, um ihre heilige, unblutige Speise zu essen.'"
Anm. Beim Lesen der verlinkten Texte taucht immer wieder der Begriff 'Pleroma' auf. "Das Pleroma (griechisch, "Fülle") ist bei den Gnostikern das Glanz- und Lichtmeer, als Sitz der Gottheit, von wo alles Gute ausströmt. Sehr ähnliche Vorstellungen finden sich unter anderen Begrifflichkeiten im Tengrismus. Das Konzept des Pleroma scheint also ubiquitär (allgegenwärtig) zu sein."

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