Montag, 5. März 2012

Relativismus und Synkretismus


Wer sich auf eine eigenständige Suche nach dem Ursprung, dem Sinn und dem Ziel von Allem begibt, geht ein gewisses Risiko ein, sich aus vielen bestehenden Lehren und Anschauungen jeweils die Rosinen heraus zu picken.

Dieses Risiko halte ich allerdings für kalkulierbar, solange eine Aussage nicht allein deshalb abgelehnt oder ausgeblendet wird, weil sie nicht gefällt oder eine unangenehme Konsequenz impliziert.

Das Attribut 'relativistisch' ist für mich nicht negativ behaftet, weil ich glaube, eines erkannt zu haben:
Es existiert gerade in Bezug auf philosophische Fragestellungen nicht immer und überall nur eine einzige Wahrheit. Es kommt auf die konkrete Fragestellung an, denn manche Fragen lassen sich nun mal nicht mit "Eins oder Null" beantworten.


Wahrheit entsteht für viele von uns aus Wahrnehmung, die nunmal ebenso selektiv wie subjektiv ist.
Ist sie damit auch beliebig? Kann ich 'alles' guten Gewissens für wahr halten, nur weil ich etwas so und nicht nicht anders wahrgenommen habe? Nein, so einfach ist es dann doch nicht.

Andernfalls würde man mich selbst belügen und sähe kaum je einen Anlass, hinter die Fassade der Erscheinungen blicken zu wollen, die mich umgeben.
  • Relativismus bedeutet, daß man die Vorstellung, der Mensch könne absolute Wahrheit erkennen (Absolutismus), verneint oder ihr zumindest kritisch gegenübersteht. Der Relativismus ist verwandt mit dem Skeptizismus, betont er aber besonders, daß Menschen, Dinge, Taten, Geschenisse etc. erst durch ihre Beziehung zu anderem bestimmt werden. 
Der Relativismus ist keine eigenständige philosophische Strömung, sondern eine Denkhaltung, die in der Geschichte der Philosophie immer wieder aufgetreten ist. Sie besagt in der Regel entweder, daß 
  1. nur die Beziehungen der Dinge etc. zueinander erkannt werden können, nicht aber die Dinge etc. selbst, oder 
  2. dass die Wahrheit einer Behauptung relativ sei, nur aus der Sicht eines konkreten Individuums gültig, aus der Sicht eines anderen Erkennenden aber ungültig. Eine relative Wahrheit ist nur innerhalb eines Bezugsrahmens eine Wahrheit, außerhalb dieses Bezugsrahmens eventuell nicht.- 

  • Synkretismus bedeutet die Vermischung religiöser oder philosophischer Anschauungen zu einem neuen System oder Weltbild. Voraussetzung ist, dass diese Ideen oder Philosophien sich zuvor als inhaltlich voneinander unterschieden abgegrenzt haben. In diesem Sinne nimmt Synkretismus die Aspekte unterschiedlicher Religionen bewusst auf und formt sie zu etwas Neuem.
Das Problem, dass dogmatische Ansätze von Religionen bzw. deren Institutionen damit haben, liegt eher selten in konkreten Inhalten begründet. Vielmehr sind sie nicht bereit, auf ihren Absolutheitsanspruch verzichten. 'Wir haben als einzige Recht und alle anderen liegen falsch und sind deshalb Häretiker.'
Würden die großen christlichen Kirchen der Gegenwart heute einräumen, dass bestimmte Ideen der Urchristen (z.B. die Präexistenz der Seele, vermutlich auch die Reinkarnation und eine spezielle Form der Karmalehre) durchaus vertretbar sind, wäre die kategorische Abgrenzung ihrer Lehre von östlichen Philosophien Geschichte...
Die Argumentation gegen diese Ideen ist natürlich "hochkomplex und für Laien kaum zu verstehen"...

Es hat sie immer gegeben und wird sie immer geben - Leute, welche die Gedanken und Überzeugungen anderer dadurch entkräften, indem sie diese in unschön klingende Schubladen stecken, jene '-ismen'.

Fair und zweckmäßig scheint mir dagegen der biblische Ratschlag:
Prüfet alles, das Gute behaltet...

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