Sonntag, 23. Dezember 2012

Äther, die Ursubstanz

Der Äther als Begriff in der Physik wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts als eine unsichtbare Substanz postuliert, die als Medium ('verschieden von physischen Substanzen') für die Ausbreitung von Licht fungiere. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Äther als essentieller Bestandteil oder sogar als eigentlicher Grundbaustein der materiellen Welt betrachtet.
Doch vor ca. 100 Jahren stellte sich die Annahme eines solchen Mediums nach Ansicht der meisten Naturwissenschaftler als unhaltbar heraus, nachdem konzeptionelle Schwierigkeiten sowie Widersprüche zu experimentellen Resultaten aufgetreten waren und Einstein ein alternatives Konzept entwickelt hatte: 
In seiner speziellen Relativitätstheorie tritt ein solches, mit einem Bewegungszustand ausgestattetes Medium überhaupt nicht mehr auf. Sie ist in der Lage, die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen widerspruchsfrei zu beschreiben, erklären ihre Befürworter.

Nach dem wenigen, was ich von der moderne Physik verstehe, entsteht bei mir der Eindruck, als habe der Äther mit neuen Begrifflichkeiten erneut Einzug in die Physik gehalten hat. 
Beispielsweise deuten Hypothesen zur Vakuum- oder Nullpunktenergie etwa m.E. in diese Richtung (wenn einerseits das Vakkuum nicht nichts ist sowie andererseits Energie und Masse äquivalent sind, dann müssen die postulierten 'virtuellen Teilchen' durch ein wie auch immer beschaffenes Medium hervorgebracht werden. Die These, die f.d. Casimir-Effekt (siehe zweites Video weiter unten) nötige Energie werde jeweils "kurzzeitig von der Natur geborgt", widerspricht dagegen  dem Energieerhaltungssatz (jedenfalls nach meinem laienhaften Alltagsverständnis).
Nachdem naturwissenschaftliche Modelle einem stetigen Wandel unterliegen, bleibt abzuwarten, ob dem Äther nicht doch noch eine 'zweite Karriere' in der Physik bevorsteht. jedenfalls ist der Gedanke an eine allgegenwärtige Ur- und Trägersubstanz aus der Geschichte der Naturwissenschaften nicht wegzudenken.
  • André Waser hat in seiner Abhandlung "Der Äther in der Naturwissenschaft" einen geschichtlichen Überblick der Äthertheorien (Stand 06/2000) zusammengestellt.
  • Bis heute wird die Annahme eines allgegenwärtigen Trägermediums von einigen Physikern in alternativen Äther-Theorien weiterentwickelt, näheres hierzu vermittelt beispielsweise die Internetpräsenz "Äther-Physik und -Philosophie" von Professor Alfred Evert.
Evert schreibt in einer durchaus selbstkritisch gehaltenen Einführung zu seinen veröffentlichen Arbeiten, bei Untersuchungen zu Rotorsystemen seien experimentelle Ergebnisse nicht mit herkömmlichen physikalischen Definitionen nicht vereinbar gewesen - Anlass für ihn eigene Überlegungen zu diesen fundamentalen Begriffen der Physik anzustellen. Unter anderem habe sich daraus das Sachgebiet der Äther-Kontinuum-Theorie ergeben.
Die Literatur zum ´Äther´ gehe mehrheitlich davon aus, dass es einerseits ´Materie´ gibt und andererseits einen Äther. Er gehe persönlich aber davon aus, dass nur der Äther als einzig realer Stoff existiere:

"ALLES IST AUS EINEM

Aller Äther des Universums ist ständig in schwingender Universeller Bewegung auf quanten-kleinen Bahnen, resultierend aus der Überlagerung aller Strahlung aus allen Richtungen des Universums. Lokal begrenzt sind Schwingungen gröberen Bahnverlaufs, die prinzipiell das Bewegungsmuster einer ´Potentialwirbelwolke´ aufweisen,...
Äther ist ein reales Kontinuum, ein lückenloses und unteilbares Plasma [...]. Nur dadurch ergeben sich höchst eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten, aus denen die Naturgesetze zwingend resultieren...
Diese Sicht des Äthers ermöglicht die Erklärung vieler Phänomene auf realer Basis ganz konkreter Bewegungsabläufe (anstelle gängiger, rein abstrakter Hypothesen)... 
Der Äther ist Medium von Materie und Geist zugleich, beides sind Erscheinungen von Wirbelstrukturen, die lediglich unterschiedliche Muster bzw. ´Frequenzen´ aufweisen...
Damit ist ganz real und unmittelbar ´Alles mit Allem´ verbunden. Aus dieser Sicht ergibt sich zwangsläufig eine neue Ethik (uralter Werte)..."  
(auszugsweise zitiert aus: Prof. Alfred Evert, 'Ursubstanz Äther')
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Sonntag, 19. August 2012

"Was ist ein Fisch?"


In seinem Vortrag "Versöhnung von Wissenschaft und Religion" zeigte Professor Hans-P. Dürr auf, dass es unzulässig und falsch ist, unsere stets subjektive Wahrnehmung der Wirklichkeit – auch wenn wir sie durch raffinierte Instrumente wesentlich erweitern – mit der Wirklichkeit schlechthin gleichzusetzen. Dabei griff er auf ein Gleichnis des englischen Astrophysikers Sir Arthur Eddington zurück:
"Eddington vergleicht einen Naturwissenschaftler mit einem Ichthyologen, einem Fischkundler, der seine Welt erforschen will. Dies besteht darin, dass er auf das Meer hinausfährt und Fische fängt. Nach vielen Fischzügen und sorgfältigen Überprüfungen seiner Beute gelingt ihm die Entdeckung des ersten Grundgesetzes der Ichthyologie: „Alle Fische sind größer als fünf Zentimeter!“ Er nennt dies ein Grundgesetz, weil er bei keinem Fang jemals einen Fisch fand, der kleiner als fünf Zentimeter war, und daraus auf eine Allgemeingültigkeit des Befundes schließt. 
Auf dem Heimweg trifft er seinen besten Freund, den ich den Metaphysiker nennen will, und erzählt ihm von seiner großen wissenschaftlichen Entdeckung. Der entgegnet ihm: „Das ist doch gar kein Grundgesetz! Dein Netz ist einfach so grob, dass dir die kleineren Fische stets durch die Maschen gehen.“ 
Aber der Ichthyologe ist durch dieses Argument überhaupt nicht beeindruckt und antwortet entschieden: „Was ich mit meinem Netz nicht fangen kann, liegt prinzipiell außerhalb fischkundlichen Wissens, es bezieht sich auf kein Objekt der Art wie es in der Ichtyologie als Objekt definiert ist.  
Für mich als Ichtyologe gilt: Was ich nicht fangen kann, ist kein Fisch!“

Auf die Wissenschaft angewendet bedeute dieses Gleichnis: Um wissenschaftliche Erkenntnisse zu etablieren, verwenden Wissenschaftler immer ein Netz bzw. Raster aus bisherigen Messungen und Beobachtungen, ohne sich über die Existenz und die Art des Netzes nicht im klaren zu sein. 
Dieses Netz symbolisiere nicht nur das methodische sondern vor allem auch das gedankliche Rüstzeug wissenschaftlichen Arbeitens.

Wissenschaftliches Denken sei zudem stets fragmentierend und analysierend. Alles, was wir untersuchen und verstehen wollen, zerlegen wir. 

Diese für unser Leben vorteilhaften und erfolgreichen Methode, an komplizierte Dinge heranzugehen, bewertet Dürr keineswegs negativ. Es sei aber wichtig, sich stets der methodischen und gedanklichen Grenzziehung bewusst zu sein - und darüber, dass sich so lediglich ein Teil einer gesamten Wirklichkeit erfassen lässt.

Mittwoch, 15. August 2012

Das Mittelalter (Hörbuch auf YT)



Über das Mittelalter - jene scheinbar so weit hinter uns liegende Epoche zwischen Antike und der Neuzeit, also etwa vom 5. bis 15. Jahrhundert n.Chr. - finden sich im Web ungezählte Infoseiten unterschiedlicher Spezialisierung. Für einen ersten, wenn auch knappen Überblick bietet sich auch der Artikel auf Wikipedia ('Das Mittelalter') an.

Wer gut mit Hörbüchern klar kommt (ich selbst bin eher der visuelle Typ), mag die nachfolgenden Hörbuch-Auszüge (insgesamt über 6 Stunden Dauer) als hilfreich erachten:








Siehe auch:

Donnerstag, 12. Juli 2012

Vetus Latina

Die Vetus Latina oder "altlateinische Bibel" ist die erste Übersetzung der Bibel ins Lateinische, sie entstand etwa im dritten und vierten Jahrhundert n. Chr.  und kann in gewisser Weise als Vorläuferin der Biblia Sacra Vulgata gelten, d.h. der ersten kirchlich autorisierten Bibelübersetzung ins Lateinische, geschaffen von Hieronymus (gest. 420 n. Chr.)

Genauer handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen, aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzten Bibeltexten des Alten und des Neuen Testaments, die seit dem 2. Jahrhundert vor der Neuübersetzung bzw. Revision durch Hieronymus in Gebrauch waren (und nicht zur Vulgata gehören). Erst im  8. Jahrhundert hatte die Vulgata sich  gegenüber der Textfülle der Vetus Latina endgültig durchgesetzt.-

Die Vetus Latina ist nur sehr bruchstückhaft überliefert. Nicht die wenigen erhaltenen Handschriften - kleine Fragmente aus vielen Teilen der Bibel -dienen als primäre Quelle für ihre Erforschung, sondern vor allem die Zitate und Bezugnahmen der in frühen Kirchenschriftsteller (z.B. Cyprian, gest. 258).
Die altlateinische Bibel wirft heute ein Licht auf die vielen Überarbeitungen, denen der Bibeltext im Lauf der Jahrhunderte ohne Unterlass unterzogen worden ist.
"Unsere gesamte intellektuelle und religiöse Geschichte spiegelt sich in ihren Lesarten wider. Sie ist eine wesentliche Informationsquelle nicht nur für Theologen, sondern auch für Historiker und Philologen."
Einzelheiten und Hintergründe, auch zur Forschungsgeschichte, finden sich in diesem Artikel der Benediktinerabtei Beuren

Sonntag, 8. Juli 2012

Verschränkung

Quantenverschränkung ist ein physikalisches Phänomen aus dem Bereich der Quantenmechanik. Zwei oder mehr verschränkte Teilchen können nicht mehr als einzelne Teilchen mit definierten Zuständen beschrieben werden, sondern nur noch das Gesamtsystem als solches. Allerdings lassen sich die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen bei einer Messung auftretenden Zuständen der Einzelteilchen angeben.

Nachfolgendes Filmchen erläutert das Phänomen der Quantenverschränkung auf für Interessierte ohne Physikkenntnisse verständliche Weise:

Montag, 11. Juni 2012

Lambda-CDM-Model

Das ΛCDM-Modell bzw. Lambda-CDM-Modell ist ein kosmologisches Modell, das mit wenigen – in der Grundform sechs – Parametern die Entwicklung des Universums seit dem Urknall beschreibt:

Die sechs Parameter des ΛCDM-Modells:

Größe Betrag Beschreibung
H0 73{,}2^{+3.1}_{-3.2} km s-1 Mpc-1 Hubble-Konstante
Ωb 4{,}44^{+0{,}42}_{-0{,}35}\% normale Materie, relativ zur kritischen Dichte
Ωm 26{,}6^{+2{,}5}_{-4{,}0}\% Gesamtanteil der Materie, d.h. inklusive der dunklen, relativ zur kritischen Dichte
τ 0{,}079^{+0{,}029}_{-0{,}032} Optische Dicke bis zum Zeitalter der Reionisierung
As 0{,}813^{+0{,}042}_{-0{,}052} Amplitude der skalaren Komponente der ursprünglichen Schwankungen
ns 0{,}948^{+0{,}015}_{-0{,}018} spektraler Index der skalaren Komponente der ursprünglichen Schwankungen

Das Universum wird dabei als global flach angenommen, die Energieanteile relativ zur kritischen Dichte sind dann auch relativ zur tatsächlichen Gesamtenergiedichte. Das Lambda-CDM Modell biete heute einen eleganten, hypothetischen Rahmen für die Kosmologie und stehe in Übereinstimmung mit den wichtigsten Beobachtungsklassen. Trotzdem muß es noch sorgfätig mit Hilfe kosmologischer Beobachtungen getestet werden. Bislang aber habe es sich auch in großräumigen kosmologischen Simulationen bewährt, denn es führe zu einer Strukturentstehung, die der derzeitigen Beobachtungslage entspricht. 

Quelle 

Wikipedia-Artikel: Lambda-CDM-Modell   

Siehe auch:

Dienstag, 29. Mai 2012

'Extra ecclesiam nulla salus' vs. Kirchenaustritt

Kirchenaustritte waren eine Zeitlang ‘clever’ oder ‘schick’ - vielen geht es dabei ums Geld (was angesichts der Teuerungsraten usw. nachvollziehbar ist). Andere wollen ein Zeichen setzen und so gegen bestimmte Verhaltensformen in der Geistlichkeit oder der Kirche insgesamt demonstrieren. 


Wer als Säugling getauft wurde, mag zudem einwenden, er habe eine Entscheidung revidiert, die ihm aufgezwungen worden sei. Übrigens kann der Effekt der Taufe nach Überzeugung der Amtskirche selbst durch den Kirchenaustritt nicht rückgängig machen:

In katholischen Dekreten wird ausgeführt, dass das Sakrament der Taufe zum Heil notwendig ist, Nachlassung der Erbsünde und aller persönlichen Sünden bewirke [...], die die Zugehörigkeit zur Kirche konstituiere und den Getauften auf die Gesetze der Kirche verpflichte. Dem Einzelnen werde "ein unauslöschliches Merkmal, (Character indelebilis) eingeprägt, den er Zeit seines Lebens nicht mehr ablegen kann, selbst wenn er aus der Katholischen Kirche oder überhaupt aus den Kirchen austritt (!).
Der römisch-katholische Katechismus (KKK) äußert sich unter Nr. 1250 folgendermaßen zur Taufe von Kindern:
"...die Kirche und die Eltern würden dem Kind die unschätzbare Gnade vorenthalten, Kind Gottes zu werden, wenn sie ihm nicht schon bald nach der Geburt die Taufe gewährten."
...Überzeugungssache, wie immer in religiösen Fragen. Interessanter ist vielleicht die Frage, ob einem Austritt ein bewusster Entscheidungsprozess pro oder contra Kirche vorangeht. Ein Austritt aus der Kirche ist eine Angelegenheit von vielleicht 15 Minuten – man geht dazu auf das Standesamt, bezahlt wie immer eine Gebühr und unterschreibt ein Formblatt. Das war's.
Noch vor 50 Jahren wäre Schließlich wäre der Vollzug einer solchen Entscheidung für die große Mehrzahl der Deutschen undenkbar gewesen, so sehr war die Gesellschaft von der Überzeugung durchdrungen, dass es außerhalb der Kirche kein Heil gibt. Speziell seitens der römisch-katholischen Kirche wurde der Grundsatz forciert: “Extra ecclesiam nulla salus."


Dis ist die gewöhnlich zitierte Abwandlung eines Ausspruchs von Cyprian von Karthago ('extra ecclesiam salus non est'). Zuvor hatte schon Origenes klargestellt: „Außerhalb der Kirche wird niemand gerettet“
Später wurde aus dem Satz des Cyprian die häufig verwendete Bezeichnung der katholischen Kirche als 'alleinseligmachende Kirche'Dieser Grundgedanke ist seit der Allgemeinen Kirchenversammlung zu Florenz (1438–1445) ein feststehendes Dogma
„Die heilige römische Kirche,[…] glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche - weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der Kirche) anschließt.
Mit anderen Worten: Gläubig und fromm sein, die biblischen Gebote befolgen, Almosen verteilen und sogar strenges Fasten sollen nach dieser Lesart allein denen zum Heil gereichen, die durch Taufe und Glauben zur katholischen Kirche gehören und in ihr bleiben
 “Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt” (Fulgentius)
Sofern man sich dieses Dogma für bare Münze nehmen wollte, hätten nicht allein nur ‘Ungläubige’ und ‘Heiden’ die ewige Hölle zu erwarten, sondern auch eine evangelische Ehefrau und die erkennbar um ihr Seelenheil bemühten Evangelikalen sowieso. So viel zur Ökumene. 
Der Fairness halber sollte ergänzt werden, dass die Auffassung von der “alleinseligmachenden Kirche” auch innerhalb der katholischen Theologie ausgesprochen kontrovers diskutiert und nicht durch das kirchliche Lehramt rezipiert wurde. 


Der Konsens geht meist dahin, 'nur' jene zu verdammen, die eine Chance hatten, die katholische Gemeinschaft der Heiligen, Scheinheiligen und vieler ernsthafter ‘Arbeiter im Weinberg Gottes’ kennen zu lernen und diese Chance nicht genutzt haben. 


Erkennbar hat dieser radikale Absolutheitsanspruch in der heutigen Lebenswirklichkeit keine praktische Bedeutung mehr. Geht man der ‘Kirchenfrage’ mit Ernsthaftigkeit nach, verbietet es sich m.E., nur die Rosinen auszuwählen, um nicht den gesamten, höchst ambivalenten Charakter einer Kirche wahrnehmen zu müssen.
Dennoch - wer sich nach wie vor der katholischen Glaubensausprägung tief verbunden fühlt, dürfte ein Verlassen dieser Gemeinschaft im Grunde kaum je in Erwägung ziehen.


Ich für meinen Teil bereue meine Entscheidung vor knapp 20 Jahren bis heute nicht, die katholische Kirche verlassen zu haben - denn es war und ist mir nicht  möglich, mich mit deren Glaubensbekenntnis (Credo), Dogmen und 'Früchten' zu identifizieren. Doch habe ich es mir damals zu leicht gemacht, was allein zählte, war der Grund, 'danach' nicht mehr kirchensteuerpflichtig zu sein.
So gesehen ist zwar meine Entscheidung konform zu meiner Glaubenshaltung, aber sie erfolgte damals aus dem falschen Grund.


Bezogen auf die Heilslehre macht die Mitgliedschaft alleine keinen großen Unterschied: 
Hinsichtlich des persönlich realisierten Glaubens und der christlichen Praxis kann sowohl ein 'Verlorengehen' innerhalb wie als auch außerhalb der Kirche eintreten
Grundbedingung sei das Maß, in dem ein Mensch die Heilsmittlerschaft Christi erkannt habe. Erst diese Einsicht verpflichte dazu, ihr auch äußerlich-kirchlich zu folgen, da man sich sonst wissentlich vom Heil ausschließen würde.


Meiner persönlichen Überzeugung nach kommt es in hohem Maße auf 'Glaubens- und Verhaltensintegrität' an, falls nach unserem Tode eine Rückschau und Beurteilung unseres Lebens stattfindet (nicht mit dem Ziel von Belohnung oder Bestrafung, sondern um zu lernen und seelisch zu wachsen.
Wer ethische Grundsätze und Glaubenswahrheiten für sich glaubt als zutreffend erkannt zu haben und ihnen dann bewusst zuwiderhandelt oder sich aus Trägheit nicht ernsthaft um ihre Beachtung bemüht, wird rückblickend erhebliche Defizite zu verantworten haben. 


Ob der einzelne diese Verantwortung vor seinem 'Höheren Selbst, vor Gott oder vor einem in vielen Religionen vorgesehenen Gericht zu tragen hat, halte ich dabei für sekundär.
Die unausweichliche Selbsterkenntnis wiegt schon zu Lebzeiten oft am schwersten.




Samstag, 5. Mai 2012

Doppelspalt-Experiment

Wesentliche Prinzipien der Quantenmechanik lassen sich mit Hilfe eines Experiments nachweisen.

Klassische Versuchsanordnung:
  1. Zwei Wandschirme werden parallel und hintereinander aufgestellt. Der vordere Schirm hat einen senkrechten Spalt, auf den ein konstanter Lichtstrahl gerichtet wird. → Auf dem hinteren Schirm wird eine senkrechte weiße Linie sichtbar, hervorgerufen von dem Licht, das durch den Spalt im vorderen Schirm fällt.
  2. In dem vorderen Schirm wird zweiter, senkrechter Spalt angebracht und wieder wird ein Lichtstrahl darauf gerichtet. → Auf dem hinteren Schirm erscheinen nun nicht etwa zwei senkrechte Linien, sondern ein Muster aus Licht- und Schattenstreifen. Und schon wurde der Beweis dafür erbracht, dass sich Licht in Wellenform fortbewegt: Der nun sichtbare 'Streifen-Effekt_ zeigt sich infolge von Lichtwellen, die sich von beiden Spalten ausbreiten und wie Wellen auf einem Teich interferieren (überlagern). Albert Einstein zeigte im Jahre 1906, dass Licht sowohl Welle als auch eine Ansammlung subatomarer Lichtquanten ist, die wir heute Photonen nennen. Einsteins Bezeichnung 'Quanten' wurde zum Oberbegriff für den Dualismus der subatomaren Teilchenwelt: Alles unterhalb eines Atoms kann sowohl als abstrakte Welle wie auch als substanzielles Teilchen existieren.
  3. Sendet man von einer Lichtquelle eine Reihe einzelner Lichtquanten / Photonen aus, wird es erst recht kurios: Anstatt sich entweder durch den einen oder durch den anderen Spalt bewegen und auf der hinteren Wand zwei Lichtstreifen zu bilden, erscheint wieder das Interferenzmuster aus dem 2. Durchlauf. Folglich muss sich sich jedes Photon zeitgleich durch beide Spalte bewegen und mit sich selbst interferieren.
  4. Nun kommt der Aspekt direkter Beobachtung hinzu: Sobald zwei Teilchendetektoren auf der rückwärtigen Seite jedes Spalts aufgestellt, verhält sich jedes Photon wie ein einziges Teilchen! Wie eine Murmel nimmt es einen bestimmten Weg durch einen Schlitz und trifft nur auf einen Teilchendetektor.

Doppelspaltexperiment mit angedeuteten Teilchen

Die Interpretationen dieses berühmten Versuchs muten bisweilen abenteuerlich an:


Deutet Durchlauf 4 darauf hin, dass Photonen Bewusstsein besitzen? Jedenfalls verhalten sie sich je nach dem, ob und wie sie beobachtet werden, unterschiedlich. Und sie 'wissen' schon, bevor sie durch die Spalte gehen, ob sie sich wie eine Welle oder wie ein Teilchen verhalten sollen. So entsteht der Eindruck, als kenne jedes Photon scheint die gesamte Versuchsanordnung und könne vorhersagen, welchen Zustand es annehmen soll.
In jedem Fall muss der Beobachter bei Experimenten mit sehr kleiner (subatomarer) Größenskala einbezogen werden, denn er verändert durch die Messung des genauen Weges eines bestimmten Teilchens den Ausgang des Experimentes entscheidend.

In der klassischen Physik beeinflusst keine Messung das Ergebnis eines Versuches; vielmehr basierte die traditionelle Physik auf der Überzeugung, mit Hilfe der physikalischen Gesetze lasse sich (wenn ausreichende Daten vorliegend und genug Rechenkapazität verfügbar ist) alles eindeutig vorhersagen oder herausfinden - beliebig weit in die Zukunft und in beliebig ferner Vergangenheit. 
Diese Überzeugung ist passé, wenn ein Versuchsausgang vom Vorhandensein eines Beobachters abhängt. Die Quantenmechanik bricht mit dieser Tradition. Nach ihr können noch nicht einmal den genauen Ort und die genaue Geschwindigkeit eines einzigen Teilchens kennen. Wir können noch nicht einmal das Ergebnis des einfachsten Experiments vorhersagen, von der Entwicklung des gesamten Kosmos ganz zu schweigen. 

Die Quantenmechanik zeigt, dass wir allenfalls Wahrscheinlichkeiten vorhersagen können, dass ein Experiment zu diesem oder jenem Ergebnis führt. Die Quantenmechanik wurde über Jahrzehnte durch Experimente von hoher Genauigkeit bestätigt - deshalb lässt sich das klassische Modell der Vorhersagbarkeit eindeutiger Zustände nicht mehr aufrecht erhalten. Statt dessen führt die Quantenmechanik Begriffe wie 'Summe aller Geschichten' oder 'Wahrscheinlichkeitsamplitude' ein...


Nachtrag: Leben in der Quantenwelt?


Offenbar gelten die Prinzipien der Quantenmechanik nicht für nur den Mikrokosmos, sondern beeinflussen auch die makroskopische Welt. Viele Physiker glauben heute, diese Theorie treffe auf alles zu, ob groß oder klein. Erweist sich dies als zutreffend, dürfte sich unser Weltbild weitreichend verändern.
Die Gesetze der Quantenmechanik beherrschen danach nicht nur die Welt der Atome und Elementarteilchen, sondern liegen in größerem Maßstab auch der Natur zu Grunde. Vielleicht machen sich sogar Pflanzen bei der Fotosynthese oder Zugvögel bei der Orientierung typische Quanteneffekte zu Nutze. ( → "Leben in der Quantenwelt", Spektrum der Wissenschaft, 11/2011)
Vlatko Vedral, der Autor des verlinkten Artikels, glaubt nicht mehr an eine klare Grenze zwischen quantenmechanischem Mikrokosmos und dem klassischen Makrokosmos:
"...Stephen Hawking von der University of Cambridge und viele andere Physiker glauben, dass die Relativitätstheorie einer fundamentaleren Theorie weichen muss, in der es weder Raum noch Zeit gibt. Die klassische Raumzeit geht demnach durch den Vorgang der Dekoheränz aus quantenmechanischen Verschränkungen hervor..."

Sonntag, 29. April 2012

Der Tempel in Jerusalem

Der Jerusalemer Tempel ist nach biblischer Darstellung der Tempel von JHWH, der von Salomo auf dem Zion (Synonym für den Wohnsitz JHWHs, des Gottes der Israeliten) gebaut wurde. Dieser archäologisch nicht nachweisbare Tempel wurde wie die gesamte Stadt Jerusalem bei der Eroberung durch die Babylonier unter Nebukadnezar II. 597 bzw. 587 v. Chr. zerstört. Nach dem Babylonischen Exil wurde in Jerusalem ein zweiter Tempel gebaut, nach biblischer Darstellung während der Herrschaft des persischen Königs Dareios I.. Dieser Tempel wurde unter Herodes dem Großen grundlegend umgebaut und schließlich bei der Niederschlagung des Jüdischen Krieges durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. zerstört. Die Grundmauern sind bis heute erhalten, so die Westmauer, im Deutschen als Klagemauer bekannt.

Rekonstruktionsversuch des salominischen Tempels

 

Nachdem der salomonische Tempel zerstört worden war (s.o.), wurde einige Jahrzehnte nach der Rückkehr der Juden aus dem Babylonischen Exil der zweite, nach Serubbabel genannte Tempel errichtet. Dieser wurde an gleicher Stätte und zumindest grob nach dem Plan des ersten erbaut und 515 v. Chr. vollendet. Er reichte in Größe und Pracht nicht an den ersten Tempel heran. Nach Flavius Josephus war die Umfassungsmauer des Tempelbereichs 500 Fuß (etwa 150 m) lang, die Breite des Hofes war 100 Ellen (etwa 45 m), im Hof befand sich ein quadratischer Altar aus weißen, unbehauenen Steinen, 20 Ellen (neun Meter) an den Seiten und zehn Ellen (4,5 m) hoch, und im Inneren des Tempels waren nur ein Leuchter und ein Altar aus Gold aufgestellt. Das Allerheiligste war jetzt leer, da die Bundeslade vermutlich bei der Zerstörung des salomonischen Tempels verloren gegangen war.

Dokumentation "Der Fall des Tempels"

Sonntag, 22. April 2012

Jahwe - der biblische Gott - Ein Portrait

Buchtipp

Bernhard Lang, Professor für Altes Testament und Religionswissenschaft skizziert eine Darstellung des biblischen Gottes, den er als prominenteste Gestalt in der Religionsgeschichte der Menschheit betrachtet.
Wenn man bedenkt, dass der biblische Monotheismus eine Grundlage von drei großen Religionen bildet, dürfte Lang damit wohl richtig liegen.

Aus meiner Sicht ist dieses Buch besonders hilfreich durch seine neutrale Herangehensweise. Durch seinen flüssigen, nicht Schreibstil wird diese Darstellung des biblische Monotheismus und seines Protagonisten auch für Laien ohne theologisches Vorwissen interessant.

Hier finden sich eine kurze Einführung sowie einige Rezensionen.


Donnerstag, 22. März 2012

Zenon von Elea

Zenon von Elea war ein griechischer Philosoph, er lebte von etwa 490 v. Chr. in bis 430 v. Chr. Der Vorsokratiker wird aufgrund seiner überzeugenden Beweisführungen  von Aristoteles als Erfinder der  Dialektik (‘Kunst des Argumentierens’) bezeichnet.
Zenon beschäftigte sich vor allem mit dem Problem des Kontinuums, insbesondere dem Verhältnis von Raum, Zeit und Bewegung.
In der Physik wird eine Wertemenge als Kontinuum bezeichnet, wenn mit jedem möglichen Wert auch alle Werte in einer genügend kleinen Umgebung möglich sind. Gegensatz dazu ist ein Wert diskret, wenn außer ihm kein weiterer Wert aus einer genügend kleinen Umgebung möglich ist.
Seine Gedankenexperimente schlugen sich in etlichen Trugschlüssen nieder, mit denen Philosophiedozenten und manche Deutschlehrer ihre Schüler noch heute ärgern:denen zehn indirekt überliefert sind.  Bekannte Beispiele sind Paradoxien der Bewegung:
  • der Trugschluss von Achilles und der Schildkröte, demzufolge ein schneller Läufer einen langsamen Läufer nicht überholen könne, sofern er jenem einen Vorsprung gewähre,
  • der Trugschluss des Nicht-ans-Ziel-kommen-Könnens (Teilungsparadoxon)
    Ein Läufer will eine Strecke positiver Länge zurücklegen. Dazu muss er zunächst die Hälfte dieser Strecke zurücklegen. Und um dies zu erreichen, muss er zuerst die Hälfte der Hälfte, also ein Viertel der Gesamtlänge hinter sich bringen. So erhält man scheinbar unendlich viele Teilstrecken, deren jeweilige Überwindung eine positive, endliche Zeit beansprucht. Infolgedessen muss der Läufer eine unendlich lange Zeit brauchen, um die Gesamtstrecke zurückzulegen.
  • und der Trugschluss des Nicht-Weglaufen-Könnens sowie das Pfeil-Paradoxon und das Stadion-Paradoxon. Weitere sind Zenons Paradoxien der Vielheit und Paradoxon vom Fuder Hirse.
Die Struktur dieser Paradoxien folgt dem Prinzip des indirekten Beweises: zu Beginn wird der zu widerlegende Standpunkt angenommen; aus diesen Annahmen wird dann ein unendlicher Regress konstruiert.
 

Ist ‘alles’  quantifizierbar?

Zenons Argumentation dreht sich in seinen Paradoxien um die Frage, ob die Welt in diskrete Einheiten zerlegbar ist, es also Teilbarkeit gibt, oder ob die Welt tatsächlich eine kontinuierliche Einheit bildet. Die Annahme von Teilbarkeit führt zu dem Problem, dass entweder alles unendlich teilbar ist oder aber es letzte Elementarquanten von Raum und Zeit geben muss.
Zenon setzt in seinen Paradoxien eines von beidem voraus und folgert daraus die Unmöglichkeit von Dingen und Vorgängen, die im Alltag durchaus als möglich erlebt werden. Z.B.. zweifelt niemand ernstlich daran, dass jeder Läufer sein Ziel in einer endlichen Zeitspanne erreichen kann. Zenon diskutiert auf diese Art sowohl den Raum als auch die Bewegung.
Gegen die Paradoxien wurden verschiedenste Argumente vorgebracht, weswegen sie als widerlegt gelten.







Freitag, 16. März 2012

Träume

"O ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, 
in Bettler, wenn er nachdenkt."




Ein Traum ist eine psychische Aktivität während des Schlafes und wird als besondere Form des Erlebens im Schlaf charakterisiert, das häufig von lebhaften Bildern begleitet und mit intensiven Gefühlen verbunden ist, woran sich der Betroffene nach dem Erwachen meist nur bruchstückhft erinnert. Träume werden beschrieben als
  • „bizarre oder halluzinatorische mentale Aktivität (…), die während eines Kontinuums an Schlaf- und Wachstadien einsetzt“,
  • "...Serie von Bildern, die während des Schlafes auftritt und oft verbal berichtet wird“,
  • "ohne jede Funktion",
  • „(…) a form of madness“.
Die Interpretation des Erlebten findet in der „Oneirologie“ (Traumdeutung) statt. Fantasievorstellungen und Imaginationen, die im wachen Bewusstseinszustand erlebt werden, werden als Tagtraum (s.u.) bezeichnet.  
Was wir über das Träumen wissen
Lt. Sigmund Freud sind wir selbst der Urheber unserer Träume - wodurch und unter welchen Voraussetzungen ein bestimmter Traum in uns hervorgerufen wird, ist nicht vollständig erforscht. Durch die Messung von Hirnströmen wurde festgestellt, dass die die während einer Traumphase gemessene Hirnaktivität mindestens der Aktivität im Wachzustand entspricht oder sie bisweilen übertrifft. 
Je nach Dauer des Schlafes tritt mehrmals eine besonders hohe Hirnstromaktivität auf, die zwischen fünf und 65 Minuten anhält. Auch Herz- und Atemfrequenz sowie der Blutdruck nehmen deutlich zu. Wegen der einher gehenden raschen Augenbewegungen bei geschlossenen Lidern nannten Aserinsky und Kleitmann diese Phase deshalb REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement-Sleep, 1953). 


80 bis 85 Prozent der Personen, die während einer solchen REM-Phase geweckt werden, berichten von z.T. komplexen Traumereignissen. Wenngleich Träume auch in allen anderen Schlafphasen auftreten, sie dann oft weniger lebhaft, kürzer oder ähneln eher einer Halluzination. Viele Bewegungen des des Schläfers deuten erstaunlicherweise nicht auf einen lebhaften Traum hin: 


Obwohl ein Traumerlebnis sehr intensiv sein kann, sind Muskelspannung und Sehnenreflex fast nicht mehr messbar, sodass der Mensch in dieser Phase kaum in der Lage ist, sich zu bewegen - Körper liegt wie gelähmt da. Dieser Lähmungsmechanismus stellt eine wichtige Schutzfunktion dar:
eine maximale Ruhigstellung des Körpers verhindert, Schläfer seinen Traum in die Tat umsetzt bzw. durch heftige Bewegungen nachvollzieht und sich dabei verletzt. 



Andere Hypothesen besagen, dass das Gehirn durch den REM-Schlaf reife und verweisen auf den erhöhten REM-Anteil bei Neugeborenen - während andere Wissenschaftler behaupten, der Traum sei bloß ein Überbleibsel aus der Evolution sei und habe damit keinerlei Funktion mehr. Eine Zusammenfassung der neurobiologischen Erkenntnisse über Träume sowie eine Übersicht der verschiedenen Traumtypen bietet Wikipedia an:
Klartraum (Luzider Traum) Traum, in dem Bewusstheit über den Traumzustand herrscht. Trauminhalte können vom Träumer gesteuert werden. In der Tradition des tibetischen Buddhismus wird dies als Traumyoga praktiziert. Ziel ist wie bei allen buddhistischen Praktiken, die Gewahrsamkeit des Geistes zu schärfen und es ins Alltagsbewusstsein einfließen zu lassen. Traumyoga stellt daher eine Ergänzung buddhistischer Meditationspraxis dar, der üblicherweise in weiten Teilen eher unbewusst und ohne die Möglichkeit zur Steuerung abläuft.
Tagtraum Hier: Traum im weiteren Sinne. Subjektiv kann die Unterscheidung zwischen Wachtraum und Nicht-Wachtraum schwerfallen. Absichtlich herbeigeführt ähnelt der Wachtraum einer Meditation und kann auch die erste Phase eines im Wachzustand eingeleiteten Klartraums sein. Unabsichtliches Auftreten hingegen kann auf Müdigkeit, (ggf. unausgelebter) Fantasie und in Extremfällen auch Realitätsflucht hinweisen. Der Klartraum wird manchmal auch als Wachtraum bezeichnet.
Wahrtraum Im Wahrtraum sind „reale“ Ereignisse offensichtlich. Abhängig vom Zeit- und Ortsbezug wird in retrospektiver, prospektiver und telepathischer Wahrtraum unterschieden. Einige Aspekte der Phänomene können wissenschaftlich erklärt werden, andere sind Gegenstand esoterischer und parapsychologischer Diskussionen
Quelle: Wikipedia  
Träume aus christlicher Sicht
Schon in der Bibel dienen Träume als Kommunikations-Instrument Gottes: Der ägyptische Pharao träumt mehrmals von sieben fetten und sieben mageren Kühen und nur der sein jüdischer Sklave Josef ist imstande, den Traum richtig deuten:
Den Ägyptern stehen zunächst sieben guten Jahre bevor - gefolgt von einer ebenfalls sieben Jahre dauernden Hungersnot - Josef rät dem Pharao zur Vorsorge und macht am ägyptischen Königshof Karriere. (Gen 41). Bis heute nehmen gläubige Christen an, dass Gott zu (manchen von) ihnen in Träumen spricht und Ermahnungen, Vorgben, Wegweisungen oder Verheißungen übermittelt. Die Autorin Barbie Breathitt stellt in ihrem Buch Dream Encounters die Beheuptung auf, Christen könnten Zugang zu einer geheimen Traumsprache erlangen, die Gott benutze, um Gläubigen „verborgenes Wissen“ zu eröffnen. 



Durch von Gott in ihren Träumen empfangene  Offenbarungen würden sie in die Lage versetzt, die eigene Bestimmung zu erkennen und ein erfülltes, gottgefälliges Leben zu führen. Hierzu - und darin liegt die mit diesem Buch beschriebene, 'neue' Erkenntnis - seien zuvor Informationen die in den Träumen enthaltenen Informtionen zu entschlüsseln, die Gott in in einem fortschreitenden Offenbarungsprozess enthülle. 


Von Traumdeutung habe ich keinen blassen Schimmer, deshalb gehe ich auf diesen Aspekt nicht weiter ein - plausibel scheint mir dennoch, dass dafür offene Menschen einiges über sich, ihre Persönlichkeit und ihr Leben in Erfahrung bringen können, indem sie sich eingehender mit ihren Träumen beschäftigen. Lediglich die Aussagen Breathitts dem christlichen Glaubensumfeld zuordnen zu wollen, erscheint mir ungewöhnlich - mir war so, als gingen die großen Konfessionen davon aus, Gott habe seine Offenbarungstätigkeit vor vielen Jahren eingestellt. Mehr darüber findet sich in dem Beitrag „Christliche“ Trauminterpretation, der Frau Breathitt zwischen New Age und 'funktionalem Heidentum' einordnet. Dagegen lehre 'die Schrift', dass wir kein „Recht“ auf unser Leben haben und Gott alleine unsere Bestimmung kenne und erfülle...  
Realitätsflucht?
Manche Träume sind sicherlich eine Form der visuellen Verarbeitung von Erlebnissen, die uns emotional berührt haben...manchmal, ohne dass wir uns dessen so wirklich bewusst waren. Freud nahm an, dass Träume auf die Verwirklichung geheimer, oft verdrängter Wünsche abzielen, deren Erfüllung im Wachzustand gesellschaftlich sanktioniert würde. Träumen als einfachste Form der Realitätsflucht. Sicherlich ein denkbarer Anlass für intensive Traumerlebnisse:
Ob wir nun wach sind oder schlafen - unsere Phantasie ermöglicht uns, unerfüllbare Sehnsüchte, Wünsche oder Bedürfnisse imaginär auszuleben und dabei unerwünschte Wirklichkeitsmomente auszublenden. Wer im wachen Zustand 'zu diszipliniert ist' um sich sich Ersatzwirklichkeiten schaffen, träumt sich womöglich in subjektiv erstrebenswerte Rollen hinein oder kommuniziert im Traum mit der ansonsten unerreichbaren, geliebten und begehrten Person. Zur Kompesation einer als frustral erlebten Realität wird eine Umgebung erschaffen, in der sich das eigene Leben leicht und voller Glücksempfindungen präsentiert.. 



Natürlich kennen wir auch unangenehme, erschreckende Träume. So wird auch vermutet, dass „wir träumen, um zu vergessen“ - dar Gehirn werde von überflüssigen, nutzlosen oder gar schädlichen Informationen gereinigt, die es ständig aufnimmt. Welche Instanz aber entscheidet dann, ob eine Information nützlich sein kann - oder es vielleicht noch wird?  


Wanderer zwischen den Welten?
Die Holofeeling-Schriften (Udo Petscher) beschreiben Träume als ein temporäres Eintauchen in eine 'andere Welt', die nicht mehr oder weniger eine Illusion sei als jene, die wir als 'real' wahrnehmen. Insoweit sei die Grenze zwischen Realität keine Frage der Materie: 
 "Wenn Du träumst, erlebst Du ebenfalls eine materialisierte Welt, die sich in nichts von Deiner „realen Welt“ unterscheidet. Dir ist während eines Traums ja nicht bewußt, daß Du Dich nur in einem Schlafzustand befindest. Du wirst darin mit Menschen konfrontiert, die Du eventuell noch nie in Deinem Leben gesehen hast. Wo kommen all diese „fremden Menschen“ denn her? 
Wer bewegt „das Marionettentheater“ Deines Traums? Du kannst Dich im Traum auf einen Stuhl setzen, mit einem Auto fahren und Freude empfinden, aber auch Schmerzen, Angst und Leid. Wenn Du nun schweißge­badet nach einem „Alptraum“ aufwachst, wirst Du Dir denken: „Gott sei dank, es war alles nur ein Traum.“ Warum bist Du Dir so sicher, daß die von Dir „in diesem Augenblick“ empfundene „Realität“ nicht auch nur ein Traum ist? Du hast keine Möglichkeit, diese These zu widerlegen.   Vielleicht wirst Du, wenn Du stirbst, nur wieder wach?" ('Ohrenbarung', Buch 1) 
 Falls unsere Außenwelt wirklich eine Art (von uns selbst, von Gott oder cleveren Aliens) Simulation sein sollte, könnte da etws dran sein. Immerhin hat es doch den Anschein, als könnten wir beide Welten - die Traum- und die 'reale' Welt - nicht willentlich adhoc beeinflussen. Freilich besteht hier ein Unterschied: mit etwas Übung ist es durchus machbar, ds Traumgeschehen aktiv mitzugestalten. Manche Leute genießen es, im (Flug-)Traum dorthin zu schweben, wo sie gerde sein möchten. 
 Nach Petschers Darstellung laufen (sehr vereinfacht ausgedrückt) parallel mehrere 'Sendungen' gleichzeitig ab - und ein Traum entspreche gewissermaßen dem Umschalten von einer Programmfrequenz auf eine andere. Führt man diesen Gedanken fort, könnten auch Reinkarntionen mit einem derartigen Frequenzwechsel verglichen werden. Der Zeitfaktor - die zeitliche Abfolge der einzelnen Lebensspannen - wäre nichts anderes als eine Illusion:
Die anderen Filme laufen, wenn Du hin- und herschaltest, aber nicht zu einer anderen Zeit - also „früher“ - ab, sondern nur auf einer anderen Frequenz.
Blicke in eine Parallelwelt?
In diesem Zusammenhang fällt mir ein Artikel "Sind Träume Einblicke in ein Paralleluniversum?" ein, der auf einer parawissenschaftlichen Webseite veröffentlicht wurde. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass manche Träume Vorkommnisse und Handlungsabläufe beinhalten, die zugleich sehr real wirken und doch sehr 'wirklichkeitsfremd' sind. AndereTräume sind (scheinbar) ohne erkennbaren Bezug zu persönlich Erlebtem. 
Schon der Psychologe spricht von einer 'Parallelwelt', wenn Träume uns der realen Umgebung entfliehen und eine Scheinwirklichkeit errichten lassen (s.o.) - doch davon kann schließlich keine Rede sein, wenn der Träumende sich in völlig fremden Gegenden oder Gebäuden wiederfindet - an Orten, wo er nie gewesen ist - oder mit gänzlich unbeknnten Personen und Handlungen konfrontiert ist, die er nie erlebt hat. 


Die Multiversum-Interpretation entstammt der Quantenmechanik und gründet auf dem Gedanken, das beobachtbare Universum sei "nur ein Teil der gesamten Wirklichkeit, die aus vielen nebeneinander existierenden Welten besteht, in denen beispielsweise quantenmechanische Einzelmessungen andere Resultate ergeben." Der Begriff des Multiversum stehe für eine Vielzahl von nebeneinander existierenden Universen, wobei in einigen von diesen intelligentes Leben möglich sei.
"Sind unsere Träume unser Weg, um mit unseren verschiedenen Ichs dieser verschiedenen Universen zu kommunizieren? Das Vorhandensein von Paralleluniversen wäre zumindest eine schlüssige Erklärung dafür, wieso wir von Handlungen, Entwicklungen und Gegebenheiten träumen, die wir niemals so erlebt haben, die uns aber so vertraut vorkommen, als wären sie ein Teil von uns."
Aus der Zeit, als im Geschichtsunterricht die NS-Zeit behandelt wurde, erinnere ich mich an Träume, in denen die Geschichte anders verlaufen ist - da wurden gleichsam verschiedene Varianten durchgespielt. In einem anderen Traum kamen Mobiltelfone vor, die es damals noch nicht gab...und die geträumten Handys sahen auch völlig anders aus als jene, die ein paar Jahre später aktenkoffergroß auf den Markt kamen. Die Idee, ein Paralleluniversum besucht zu haben, kam mir freilich bis heute nicht. Wissenschaftler sagen, dass im Zweifel die einfachste und naheliegendste Erklärung zu bevorzugen sei - vor diesem Hintergrund erscheint mir die 'Parallelwelt-These' als Erklärungsansatz für bestimmte Traumerlebnisse sehr weit hergeholt. 


Zudem weist sie auch praktische Probleme auf: Warum sollte mein bewusstes Ich in mehreren parallelen Welten zugleich existieren - und zwischen diesen hin- und herspringen? Falls mehr als ein Universum existieren sollte, nehme ich mich icht wichtig genug um zu glauben, dass ich darin ebenfalls eine Rolle zu spielen habe. Wahrscheinlicher erscheint mir, dass sich in einem anderen Universum infolge anders verlaufender Entscheidungsfolgen auch andere Individuen tummeln, die allenfalls vage Ähnlichkeiten zu den hiesigen Lebewesen aufweisen mögen.- 


Für weitaus naheliegender halte ich, dass Träume eine Kontaktaufnahme zwischen unserem Bewusstsein und unserem Un(ter)bewusstsein darstellen, die im Wachzustand nicht in derselben Intensität stattfindet...etwa so werden Träume auch von Jane Rüberts gesehen, allerdings in einem größeren Kontext.



Montag, 12. März 2012

Nag-Hammadi -Schriftensammlung

Wichtige Apokryphen der Gnosis

Bei den Schriften von Nag‐Hammadi handelt es sich um eine Sammlung frühchristlicher Texte vorwiegend gnostischer Ausrichtung.
Sie wurde im Dezember 1945 in der Nähe des ägyptischen Ortes Nag Hammadi von dort lebenden Bauern gefunden. Die meisten dieser Schriften waren bis dahin gar nicht oder nur in Fragmenten bekannt, deshalb wird der Fund neben Qumran als wichtigste Quelle für die Erforschung des frühen Christentums und des Gnostizismus angesehen.
 Die dreizehn in Leder gebundenen Papyrus‐Kodizes enthalten 47 unterschiedliche Texte, von denen einige jedoch mehrfach enthalten sind. Sie stammen aus dem 3. / 4. Jahrhundert, wurden aber vermutlich schon im 1. oder 2. Jahrhundert verfasst. Man geht davon aus, dass die in koptischer Sprache verfassten Texte aus dem Griechischen übersetzt wurden. Mehrere Texte werden oft den Aposteln Jesu zugeschrieben und somit als pseudapostolische Schriften zu den Apokryphen des N.T. gezählt.  

Unvollständige Auflistung der Nag-Hammadi-Schriften

  •  Gebet des Apostels Paulus:
"Dein Licht, laß mir zukommen dein Erbarmen! Mein Erlöser, erlöse mich, denn ich gehöre zu dir; ich bin der, welcher hervorgekommen ist aus dir. Du bist mein Verstand; bringe mich hervor! Du bist mein Schatzhaus; öffne dich für mich! Du bist meine Fülle; nimm mich zu dir! Du bist meine Ruhe; gib mir das Vollkommene, dessen man sich nicht bemächtigen kann! Ich flehe dich an, der du der bist, der ist, und der du der bist, der zuerst existierte in dem Namen, der erhabener ist als alle Namen, durch Jesus Christus, den Herrn der Herren, den König der Äonen: Gib mir deine Gaben, um die es dich nicht reut, durch den Sohn des Menschen, den Geist, den Parakleten der Wahrheit. Gib mir Macht, da ich dich bitte; gib Heilung für meinen Körper, da ich dich bitte durch den Evangelisten; und erlöse meine ewige Lichtseele und meinen Geist. Und den Erstgeborenen des Pleroma der Gnade enthülle ihn meinem Verstand! Gewähre, was kein Engel-Auge gesehen hat und kein Archontenohr gehört hat und was nicht eingegangen ist in das Menschenherz, was entstanden ist in engelhafter Weise und gebildet wurde nach dem Vorbild des psychischen Gottes, als es gebildet wurde am Anfang. Da ich Glauben und Hoffnung habe, füge mir hinzu deine geliebte, auserwählte und gesegnete Größe, den Erstgeborenen, den Erstgezeugten, und das wunderbare Geheimnis deines Hauses! Denn dein ist die Kraft und die Herrlichkeit und das Preisen und die Größe in alle Ewigkeit. Amen."  
'Das ist das Gebet, das sie sprachen: "Wir danken dir: Jede Seele und jedes Herz sind ausgestreckt zu dir, du Name, den man nicht stört, der geehrt ist durch die Benennung 'Gott' und der gepriesen ist durch die Benennung 'Vater'. Denn zu einem jeden und zu all-en kommen die Zuneigung, das Wohlwollen und die Liebe des Vaters und jede Lehre, die es geben mag, die süß und einfach ist und uns den Verstand, das Wort und die Erkenntnis verleiht: den Verstand, damit wir dich verstehen, das Wort, damit wir dich erklären, die Erkenntnis, damit wir dich erkennen.  Wir freuen uns: Wir sind erleuchtet worden durch deine Erkenntnis. Wir freuen uns: Du hast dich uns gezeigt. Wir freuen uns: Während wir in dem Körper sind, hast du uns vergöttlicht durch deine Erkenntnis. Der Dank des Menschen, der zu dir reicht, ist einer: daß wir dich erkennen können. Wir haben dich erkannt, begreifbares Licht. Leben des Lebens, wir haben dich erkannt Mutterschoß von jeglicher Kreatur, wir haben dich erkannt. 
Mutterschoß, der gebiert durch die Natur des Vaters, wir haben dich erkannt. Ewige Beständigkeit des zeugenden Vaters, so haben wir deine Güte verehrt. Es gibt einen einzigen Wunsch, den wir aussprechen: Wir möchten durch die Erkenntnis bewahrt bleiben. Und es gibt eine Bewahrung, die wir erbitten: daß wir nicht straucheln in diesem so beschaffenen Leben." Nachdem sie diese Dinge im Gebet gesagt hatten, küßten sie einander und gingen, um ihre heilige, unblutige Speise zu essen.'"
Anm. Beim Lesen der verlinkten Texte taucht immer wieder der Begriff 'Pleroma' auf. "Das Pleroma (griechisch, "Fülle") ist bei den Gnostikern das Glanz- und Lichtmeer, als Sitz der Gottheit, von wo alles Gute ausströmt. Sehr ähnliche Vorstellungen finden sich unter anderen Begrifflichkeiten im Tengrismus. Das Konzept des Pleroma scheint also ubiquitär (allgegenwärtig) zu sein."

Doketismus

Die in verschiedenen frühchristlichen Gruppen auftretende Lehre des Doketismus beruht auf der Auffassung, alle Materie sei unrein, weshalb Christus, der ewige Logos, keine Stofflichkeit haben könne. 
Der Ursprung dieser Auffassung, die vielleicht schon in den Johannesbriefen bekämpft wird, ist in der Wissenschaft umstritten.

Dem Doketismus können verschiedene Gedankengänge namhafter Gnostiker zugeordnet werden:
  • Von Basilides (um 133) vertrat lt. Irenäus von Lyon die Vorstellung, dass Simon von Cyrene die Gestalt Jesu angenommen und an dessen Stelle am Kreuz gestorben sei, während dieser selbst sich unsichtbar gemacht und als „unkörperliche Kraft“ (virtus incorporalis) zum Vater aufgestiegen sei.
  • Valentinus schrieb: „Jesus aß und trank in einer besonderen Weise, ohne die Speisen wieder auszuscheiden. So groß war die Kraft seiner Fähigkeit, die Ausscheidung zurückzuhalten, dass die Speisen in ihm nicht verdarben, denn er selbst war unverderbbar und ohne Verfall.“
Dr. Jörg Sieger schreibt über diese Lehre:
"Da die Historizität Jesu Christi für die Gestalt des gnostischen Erlösers eher hinderlich als förderlich ist, tritt sie in ... der Gnosis so stark zurück, dass von ihr fast nichts mehr übrig bleibt."
.Es sei für die Gnosis einfach nicht nachvollziehbar, dass eine Verbindung zwischen dem 'Guten Gott' und dieser wahrnehmbaren, durch und durch schlechten, materiellen Welt bestehen könnte. Die Menschwerdung Jesu Christi betrachte die Gnosis, insbesondere aber der Doketismus, als ein "nur scheinbares Gleichwerden Gottes mit den Menschen".

"Dies sind die Wurzeln des sogenannten "Doketismus". ... Christus zeigt sich zwar im Fleisch, er ist aber eigentlich gar kein "Fleischgewordener". Er scheint nur so. Demnach wird der Leib Jesu ganz als Scheinleib gedacht."
Gerade solche Aussagen sind Ansatzpunkte für die großkirchliche Kritik. Im 2. Jahrhundert n. Chr. reagiert die Kirche gerade in diese Richtung besonders antignostisch. Ignatius von Antiochien betont beispielsweise immer wieder ganz besonders, dass Jesus "wirklich fleischgeworden" ist.

Dienstag, 6. März 2012

Sternbilder

Sternbilder lassen sich in nahezu allen Kulturen feststellen und mit Sicherheit bis in die frühen Hochkulturen zurückverfolgen. Meist dienten sie Navigationshilfe - an Land und zur See. Nach und nach wurden sie definiert und dienen der örtlichen Zuordnung und Kartierung des Himmels.

Die Internationale Astronomische Union (IAU) hat die Sternbildgrenzen nach Himmelskoordinaten festgelegt und verwendet sie u. a. zur genäherten Ortsangabe veränderlicher Himmelsobjekte wie Meteore oder Novae. Ähnliche, aber weniger präzise definierte Sternkonstellationen werden als Asterismus bezeichnet; hierzu zählen auch auch die historischen Sternbilder der westlichen Astronomiegeschichte und die Konstellationen anderer Kulturen.

Seit der Jungsteinzeit und insbesondere seit der Antike werden einzelne Sterne am Himmel in Gruppen (Sternbilder) von etwa 5 bis 20 zusammengefasst und als visuelle Einheit betrachtet, der eine mythologische Figur, ein Tier oder ein Gegenstand (z. B. Andromeda, Drache, Schlangenträger usw.) zugeordnet wird. Auch die Bibel erwähnt drei der heute 88 Sternbilder:

"...der die Himmel ausspannt, er allein, und schreitet auf den Wogen des Meeres, der den Großen Bären gemacht hat, den Orion und das Siebengestirn [die Plejaden] und die Kammern des Südens, der so große Dinge tut, dass sie nicht zu erforschen sind, und Wundertaten, dass sie nicht zu zählen sind." (Hiob 9,8-10)



Plejaden mit Reflexionsnebel

Die Plejaden scheinen die Menschen auch früher besonders fasziniert zu haben, sie fanden auch Eingang in Homers Odyssee.

Die Sterne eines Sternbildes haben von der Erde aus betrachtet untereinander relativ geringe Winkelabstände und liegen daher im Sinne der Himmelskoordinaten der sphärischen Astronomie relativ nahe beieinander. Tatsächlich können die bestimmbaren Abstände der Sterne eines Sternbildes von unserem Sonnensystem um ein Vielfaches differieren.

Somit liegen einzelne Sterne eines Sternbildes näher bei unserer Sonne als bei anderen Sternen desselben Sternbildes. Weit von unserem Sonnensystem entfernte Sterne verschiedener Sternbilder können objektiv näher beieinander liegen als die scheinbar einander benachbarten Sterne eines einzigen Sternbildes.

Astronomisch gesehen stehen die Sterne einer solchen Gruppierung in keinem physikalischen Zusammenhang zueinander; dieser stellt sich nur subjektiv für den Beobachter dar. Das Entstehen der Sternbilder, bei denen die Sterne eines Sternbilds am Himmel nahe beieinander zu liegen scheinen, beruht auf einem Projektionseffekt. (vgl. Wikipedia, siehe auch: → Sternbilder der Nordhalbkugel)

Montag, 5. März 2012

Relativismus und Synkretismus


Wer sich auf eine eigenständige Suche nach dem Ursprung, dem Sinn und dem Ziel von Allem begibt, geht ein gewisses Risiko ein, sich aus vielen bestehenden Lehren und Anschauungen jeweils die Rosinen heraus zu picken.

Dieses Risiko halte ich allerdings für kalkulierbar, solange eine Aussage nicht allein deshalb abgelehnt oder ausgeblendet wird, weil sie nicht gefällt oder eine unangenehme Konsequenz impliziert.

Das Attribut 'relativistisch' ist für mich nicht negativ behaftet, weil ich glaube, eines erkannt zu haben:
Es existiert gerade in Bezug auf philosophische Fragestellungen nicht immer und überall nur eine einzige Wahrheit. Es kommt auf die konkrete Fragestellung an, denn manche Fragen lassen sich nun mal nicht mit "Eins oder Null" beantworten.


Wahrheit entsteht für viele von uns aus Wahrnehmung, die nunmal ebenso selektiv wie subjektiv ist.
Ist sie damit auch beliebig? Kann ich 'alles' guten Gewissens für wahr halten, nur weil ich etwas so und nicht nicht anders wahrgenommen habe? Nein, so einfach ist es dann doch nicht.

Andernfalls würde man mich selbst belügen und sähe kaum je einen Anlass, hinter die Fassade der Erscheinungen blicken zu wollen, die mich umgeben.
  • Relativismus bedeutet, daß man die Vorstellung, der Mensch könne absolute Wahrheit erkennen (Absolutismus), verneint oder ihr zumindest kritisch gegenübersteht. Der Relativismus ist verwandt mit dem Skeptizismus, betont er aber besonders, daß Menschen, Dinge, Taten, Geschenisse etc. erst durch ihre Beziehung zu anderem bestimmt werden. 
Der Relativismus ist keine eigenständige philosophische Strömung, sondern eine Denkhaltung, die in der Geschichte der Philosophie immer wieder aufgetreten ist. Sie besagt in der Regel entweder, daß 
  1. nur die Beziehungen der Dinge etc. zueinander erkannt werden können, nicht aber die Dinge etc. selbst, oder 
  2. dass die Wahrheit einer Behauptung relativ sei, nur aus der Sicht eines konkreten Individuums gültig, aus der Sicht eines anderen Erkennenden aber ungültig. Eine relative Wahrheit ist nur innerhalb eines Bezugsrahmens eine Wahrheit, außerhalb dieses Bezugsrahmens eventuell nicht.- 

  • Synkretismus bedeutet die Vermischung religiöser oder philosophischer Anschauungen zu einem neuen System oder Weltbild. Voraussetzung ist, dass diese Ideen oder Philosophien sich zuvor als inhaltlich voneinander unterschieden abgegrenzt haben. In diesem Sinne nimmt Synkretismus die Aspekte unterschiedlicher Religionen bewusst auf und formt sie zu etwas Neuem.
Das Problem, dass dogmatische Ansätze von Religionen bzw. deren Institutionen damit haben, liegt eher selten in konkreten Inhalten begründet. Vielmehr sind sie nicht bereit, auf ihren Absolutheitsanspruch verzichten. 'Wir haben als einzige Recht und alle anderen liegen falsch und sind deshalb Häretiker.'
Würden die großen christlichen Kirchen der Gegenwart heute einräumen, dass bestimmte Ideen der Urchristen (z.B. die Präexistenz der Seele, vermutlich auch die Reinkarnation und eine spezielle Form der Karmalehre) durchaus vertretbar sind, wäre die kategorische Abgrenzung ihrer Lehre von östlichen Philosophien Geschichte...
Die Argumentation gegen diese Ideen ist natürlich "hochkomplex und für Laien kaum zu verstehen"...

Es hat sie immer gegeben und wird sie immer geben - Leute, welche die Gedanken und Überzeugungen anderer dadurch entkräften, indem sie diese in unschön klingende Schubladen stecken, jene '-ismen'.

Fair und zweckmäßig scheint mir dagegen der biblische Ratschlag:
Prüfet alles, das Gute behaltet...

Samstag, 3. März 2012

Feinstofflichkeit

In esotorischen und 'NewAge'-Büchern, teilweise auch zunehmend auch in undogmatischen Betrachtungen zur christlichen Weltanschauung begegnet man dem Begriff der Feinstofflichkeit, dessen Bedeutung zum Gesamtverständnis des dargelegten Weltbildes wesentlich ist. 

Bisweilen wird der menschlichen Seele (genauer dem Seelenkörper) das Merkmal 'feinstofflich' zugeschrieben und auch in der Schilderung von Dimensionen (die über die raumzeitliche, vierdimensionale Vorstellung hinausgehen) ist davon die Rede. 

 Was bedeutet 'feinstofflich' denn nun? 

Lt. Wikipedia handelt es sich dabei um die Vorstellung einer für uns nicht sichtbare Form von Materie („Feinstoff“), welche feiner und beweglicher sei wird als die grobstoffliche Materie, aus der sichtbare Körper bestehen. Feinstoff stehe zwischen Materie und Immateriellem und dient in einigen philosophischen Ansätzen zur Erklärung einer Interaktion zwischen beiden Elementen bzw. der Erklärung nicht-materieller Phänomene überhaupt.        
  • Eine solche Vorstellung findet sich schon bei antiken Philosophen, insbesondere im Platonismus sowie in einigen Texten aus dem Kulturbereich der drei monotheistischen Religionen - z.B. im Gnostizismus und in der Hermetik, daneben auch in östlichen Religionen, v.a. im Hinduismus; auch in den Naturreligionen Polynesiens existierten ähnliche Vorstellungen.
  • In der esoterische Huna-Lehre wird postuliert, dass die gesamte reale Welt von einer feinstofflichen „Aka“ genannten Substanz durchdrungen sei. Aus dieser dem Welt-Äther nicht unähnlichen Aka-Substanz soll eine feinstoffliche Matrix, der sogenannte Schattenkörper bestehen, der wie eine Blaupause jede konkrete Erscheinung abbilde. Dies gelte dabei nicht nur für die physische Erscheinung der Dinge, sondern ebenso für flüchtige Erscheinungen, wie zum Beispiel menschliche Gedanken und Gefühle. Verändere sich nun diese Matrix, dann verändere sich auch die Realität.
  • Anknüpfend an hinduistische und platonische Vorstellungen greifen Autoren der Renaissance und der frühen Neuzeit wird das Konzept feinstofflicher Materie im Spiritismus und in Teilen der Theosophie auf. Hier, in verschiedenen Ansätzen der Esoterik sowie manchen sogenannten Parawissenschaften werden die Begriffe Energie astral und ätherisch teilweise synonym verwendet. Wir begegnen hier der Auffassung, dass buchstäblich alles eine charakteristische Schwingung besitze, wobei die grobstoffliche Materie am niedrigsten schwinge, gefolgt von Feinstoffen bis hin zu Wesenheiten höherer Dimensionen, welche die höchsten Schwingungen besitzen sollen.
  • In der modernen akademischen Philosophie und den Naturwissenschaften wird das Konzept der Feinstofflichkeit abgelehnt - obwohl sie manches scheinbar unerklärliche Phänomen erklärbar werden ließe.Die Idee an sich ist keineswegs veraltet: Teile der Alternativmedizin, Vertreter der Homöopathiebewegung und vor allem der Bach-Blütentherapie berufen sich auf nicht messbare feinstoffliche Inhalte der verfügbaren Medikamente oder Essenzen. Diese Inhaltsstoffe sollen "direkt auf die Seele wirken" können. Auch die ayurvedischen Ernährungslehre kennt eine Ojas genannte feinstoffliche Substanz.
Friedrich Funcke bietet 1921 in seinem nicht nur aus diesem Grund lesenswerten Werk 'Christentum als Weltanschauung' nachfolgende Beschreibung an. 
Damals ging man vielerorts noch von einem weltumspannenden und -durchdringenden Fluidum aus, dem sog Äther - auch wenn diese naturwissenschaftliche Betrachtungsweise inzwischen als überholt angesehen wird, dient Funckes hier auszugsweise wiedergegebene Darstellung eventuell als nützlicher Einstieg, um die Idee von der sog. feinstofflichen Welt zu verstehen:  
 " Der Äther ist doch streng genommen auch nur Theorie, und doch behaupten viele Naturforscher seine Existenz, obwohl sie über seine Beschaffenheit verschiedener Meinung sind und seltsame Behauptungen darüber aufstellen. 
Wenn es jenseits der Atome einen Stoff von ätherischer Feinheit geben kann, so sind auch mehrere Stoffe von verschiedener ätherischer Feinheit möglich, ja sogar so viele Stufen der Feinheit ätherischer Stoffe, als es Stufen der Teilbarkeit des Stoffes gibt. Wie es diesseits der Atome etwa 92 chemische Elemente gibt, soviel bis jetzt bekannt ist, und wie die Atome dieser Elemente eine fast unendliche Anzahl von Verbindungen mit einander eingehen können, so darf man sich jenseits der Atome ähnliche Verhältnisse in der ätherischen Materie denken, und diese ätherischen Elemente können unter sich gerade so verbindungsfähig sein wie die uns bekannten chemischen Elemente. 
[...] Nehmen wir weiter an, diese unsichtbaren ätherischen Stoffe seien gestaltungsfähig wie die sichtbaren groben Stoffe, so hätten wir in der ätherischen Welt ein Abbild oder Gegenstück der stofflichen Welt. 
[...] Wenn es eine solche Welt gibt, so können wir mangels sinnlicher Erfahrung nichts von ihr wissen, und sie wird also wohl immer theoretisch für uns bleiben; sie ist möglich, aber nicht beweisbar. 
[...] Wir wissen heute bestimmt, dass unsere Sinnesorgane nicht die ganze Welt wahrnehmen, sondern nur den Teil von ihr, auf dessen Wahrnehmung sie eingerichtet sind. Die Länge der kürzesten Schwingungswellen wird auf Millionstel von Millimetern berechnet, die Länge der längsten Schwingungswellen beträgt viele Meter. 
Zwischen diesen Extremen liegt eine ganze Welt von Schwingungen mit Wellen von verschiedener Länge.
Ein Mensch mit sechs oder mehr Sinnen könnte einem Menschen mit nur vier oder fünf Sinnen noch so vermitteln wollen von seiner 'reicheren' Welt: er werde nicht verstanden, sondern mit altbekannten Einwände gegen alles, was über das Alltägliche, sogenannte Normale hinausgehen, konfrontiert.       
Ich führe dies an um darauf hinzuweisen, dass man sich auf die Sinne nicht unbedingt verlassen kann. Sie orientieren uns in der Stoffwelt, in welcher wir leben, aber sie genügen nicht, uns über die Welt im Ganzen zu orientieren. Sie zeigen uns nur einen Teil der Welt, und zwar die grobstoffliche Welt; die andere Seite der Welt, ihren ätherischen Teil, zeigen sie uns nicht..." 
„Aber wo ist diese Welt?"
„Sie ist hier und überall, wir sind darin, sie umgibt uns. Sie ist das sogenannte Jenseits, von dem man viel redet und nichts weiss. Das Jenseits ist also kein anderer Ort, irgendwo über den Wolken, wie man bisher meinte, sondern es ist der uns verborgene Teil der Welt."      
Es gibt nur eine Welt, aber diese Welt existiere in verschiedenen Zuständen. Die gesamte Materie im Kosmos existiert nach Funcke in verschiedenen Stufen der Feinheit oder Dichte.
Wir mit unsern groben, schweren Körpern nehmen feste, flüssige und gasförmigen Zustände sowie jene Schwingungen wahr, die in unseren Sinnesorganen die Empfindung von Schall, Wärme, Licht und Elektrizität auslösen. Über den gasförmigen Zustand hinaus verfeinerte, d.h. 'ätherische' Materie und zahllose Schwingungen bilden den uns verborgenen Teil der Welt, die von Funcke noch pauschal als Jenseits charakterisiert. 


Heute wird Feinstofflichkeit auch im Diesseits verortet. 
"Wir leben also zugleich in zwei Welten, von welchen wir aber nur den gröberen Teil wahrnehmen, und nur unter besonderen Umständen haben gewisse Menschen eine Wahrnehmung eines beschränkten Teiles der anderen Welt."